Nachwuchs in der Alten- und Krankenpflege ist in Deutschland Mangelware. Ausländische Fachkräfte sollen die Lücken füllen. Doch sie stehen oft vor großen Herausforderungen.
1.255 Krankenpflegefachkräfte haben im vergangenen Jahr die Anerkennung ihres ausländischen Berufsabschluss in Hessen beantragt. Wie aus der Antwort des Sozialministeriums auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion im hessischen Landtag hervorgeht, mussten sich 439 von ihnen zunächst nachqualifizieren. Insgesamt hat das Regierungspräsidium Darmstadt 895 Fachkräften für ihren Abschluss das Prädikat "gleichwertig zu einer deutschen Qualifikation" verliehen.
Mehr als die Hälfte dieser Anerkennungsverfahren bezog sich auf Abschlüsse, die außerhalb der EU abgelegt wurden. Von 184 dieser Fachkräfte wurde der Berufsabschluss direkt anerkannt, entweder weil ihre Ausbildung gleichwertig zu einer deutschen war oder weil sie bereits über ausreichend Berufserfahrung verfügten. 415 Personen mussten einen Anpassungslehrgang besuchen oder eine Kenntnisprüfung ablegen. Die meisten Pflegefachkräfte kamen aus Serbien, Bosnien und Herzegowina sowie Rumänien.
"Die große Herausforderung ist, dass viele Pflegekräfte aus dem Ausland über eine ganz andere Qualifikation verfügen", sagt Lukas Slotala. Auf den Schreibtischen seiner Mitarbeiter beim Regierungspräsidium Darmstadt landen die entsprechenden Anträge der ausländischen Facharbeiter. Slotala und sein Team entscheiden anhand der Abschlüsse ganz individuell, wo noch Defizite sind und wie diese ausgeglichen werden könnten.
Die meisten Antragsteller aus dem Ausland haben eine Hochschulqualifikation, schildert Slotala. Sie kommen nach Hessen, um hier in einem Krankenhaus, einem Heim oder bei einem ambulanten Pflegedienst zu arbeiten. Häufig hätten die ausländischen Fachkräfte jedoch ein anderes Verständnis davon, wer wofür zuständig sei oder wie die Arbeitsteilung in einem Krankenhaus ablaufe.
Eine Altenpflegeausbildung etwa gebe es so nur in Deutschland, erklärt Slotala. "Die deutsche Pflege-Ausbildung hat ihren Schwerpunkt mehr in der Praxis", schildert er. "Bei vielen Abschlüssen aus dem Ausland liegt der Schwerpunkt eher im theoretischen Bereich." Deshalb müssten die Antragsteller häufig noch ein Praktikum etwa in einem Krankenhaus machen, bevor ihr Abschluss anerkannt werden könne.
Oder sie legen eine Kenntnisprüfung ab, wofür sich etwa ein Drittel der Antragsteller aus dem EU-Ausland entscheide, schätzt Slotala. Nach Angaben des Sozialministeriums kann der Antrag auf Anerkennung der Ausbildung innerhalb weniger Wochen abgeschlossen werden, wenn alle Unterlagen vorliegen.
In rund der Hälfte der Verfahren sei jedoch eine Eignungs- beziehungsweise Kenntnisprüfung oder ein Anpassungslehrgang notwendig. Und so entstehen Wartezeiten, weil die entsprechenden Kurse und Prüfungen zwar regelmäßig, aber nicht immer zum passenden Zeitpunkt stattfinden. Wer auf die Anerkennung seines Abschlusses wartet, arbeitet häufig als Pflegehilfskraft und wird entsprechend vergütet, erklärt Slotala.