Chemotherapie ja oder nein - bei Brustkrebs im Frühstadium ist diese Frage oft schwer zu beantworten. In vielen Fällen kann ein Biomarker-Test helfen. Davon dürften bald mehr Frauen profitieren.
Patientinnen mit Brustkrebs im Frühstadium können künftig voraussichtlich einen Biomarker-Test als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen in Anspruch nehmen. Der Test könne bei der Entscheidung helfen, ob eine Chemotherapie nach einer Operation sinnvoll sei, stellte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) fest. Dies könnte in Deutschland schätzungsweise 20.000 Frauen pro Jahr betreffen.
Der Beschluss muss noch vom Bundesministerium für Gesundheit geprüft werden und tritt erst in Kraft, wenn er nicht beanstandet wurde und im Bundesanzeiger erschienen ist. Der Einsatz wird aber erst dann eine vertragsärztliche Leistung, wenn der Bewertungsausschuss über die Höhe der ärztlichen Vergütung entschieden hat. Diese Prozesse dürften voraussichtlich einige Monate in Anspruch nehmen.
Jährlich erkranken in Deutschland etwa 70.000 Frauen neu an Brustkrebs. Bei schätzungsweise 20.000 Frauen jährlich können Ärzte aufgrund der klinisch-pathologischen Kriterien keine klare Empfehlung für oder gegen eine Chemotherapie geben. In diesen Fällen könnte der Biomarker-Test zum Einsatz kommen.
Der Beschluss betrifft den Biomarker-Test Oncotype DX Breast Recurrence Score, der die Aktivität verschiedener Gene in Krebszellen untersucht und daraus das Risiko für eine Rückkehr des Tumors ableitet. Zusätzlich müssen Patientinnen verpflichtend Informationen erhalten, die etwa von der G-BA-Webseite heruntergeladen werden können.
"Nicht immer ist das Ergebnis einer routinemäßigen Bestimmung des individuellen Rückfallrisikos mittels klinischer Faktoren und Tumoreigenschaften so deutlich, dass Frauen nach einer Brustkrebsoperation eine klare Empfehlung für oder gegen eine zusätzliche Chemotherapie erhalten können", erläutert Monika Lelgemann, Vorsitzende des Unterausschusses Methodenbewertung beim G-BA.
"Der nun getroffene Beschluss umfasst den Einsatz eines Biomarker-Tests bei Patientinnen mit einem Tumor, der bestimmte Eigenschaften, nämlich Empfindlichkeit für Hormone wie Östrogen und Progesteron und keinen nachgewiesenen Wachstumsrezeptor, aufweist. Ausreichende Erkenntnisse zur Aussagesicherheit des Tests bestehen aufgrund der Studienlage bisher für Patientinnen ohne Befall der Lymphknoten." Der G-BA werde die Bewertung solcher Testverfahren fortsetzen, auch bei anderen Gruppen von Patientinnen, hieß es weiter.