Wer im Krankenhaus oder einem Pflegeheim arbeitet, hatte 2020 ein im Vergleich zum Durchschnitt der arbeitenden Bevölkerung doppelt so hohes Risiko, wegen einer COVID-19-Infektion krankgeschrieben zu werden. Die gute Nachricht: Schon in den ersten Monaten 2021 zeigte sich der protektive Effekt der am Jahresanfang angelaufenen Impfkampagne.
Beschäftigte im Gesundheitswesen, in Kitas oder Vorschuleinrichtungen und im Sozialwesen haben ein bis zu doppelt so hohes Risiko gehabt, im Jahr 2020 infolge einer COVID-19-Infektion arbeitsunfähig geschrieben zu werden. Das geht aus dem am 30.11. in Berlin vorgestellten BKK-Gesundheitsbericht 2021 hervor, der auf einer Analyse von Daten der Mitgliedskassen des BKK-Dachverbandes beruht.
Im Durchschnitt aller der bei ihnen versicherten Beschäftigten registrierten die Betriebskassen acht AU-Fälle je 1.000 Mitglieder als Folge einer Corona-Infektion. Bei Pflegeheim-Beschäftigten waren es 15/1.000, in Krankenhäusern 14/1.000 und in Arzt- und Zahnarztpraxen 14/1.000. Besonders ausgeprägt mit 19/1.000 war das Infektions- und AU-Risiko in Kitas und Vorschulen.
Frauen sind deutlich häufiger als Männer betroffen: mit 13,6 zu 11,1/1.000 Beschäftigte im Gesundheitswesen und 14,4 zu 12,3/1.000 in Pflegeheimen.
Das korrespondiert mit der konkreten beruflichen Tätigkeit in der medizinischen Versorgung oder in Heimen als Pflegekraft oder MFA als Beruf, der zugleich mit einer hohen Kontaktintensität verbunden ist: So belief sich die Zahl der AU-Fäll je 1.000 Mitglieder in der Altenpflege auf 14,6, bei den Medizinischen Fachangestellten auf 14,3, in der Krankenpflege und der Geburtshilfe sowie im Rettungsdienst auf 13,4. Am meisten gefährdet waren Erziehungsberufe und Sozialarbeiter:innen (16,5 AU-Fälle je 1.000 Mitglieder).
Dagegen lag das Niveau der AU-Häufigkeit in Berufen, die Homeoffice und Digitalisierung ihrer Arbeitswelt nutzen konnten – IT-Berufe, Lehre und Forschung oder Rechnungswesen -, um rund 50 Prozent unter dem Durchschnitt aller BKK-Mitglieder von 7,7/1.000. Ebenso gibt es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Qualifikationsniveau.
Die Pandemie hat allerdings auch das Krankheitsgeschehen erheblich verändert: Während die durchschnittliche AU-Dauer um 0,2 Tage geringfügig auf 18,4 Tage stieg, war die Zahl der AU-Fälle mit 1,2 je Beschäftigtem signifikant rückläufig. Ursächlich dafür ist der Rückgang von Kurzzeiterkrankungen, etwa bei grippalen Infekten infolge von Kontaktbeschränkungen im Frühjahr und Herbst 2020 – ein Trend, der sich in den ersten Monaten 2021 fortgesetzt hat. Dazu beigetragen habe auch die veränderte Arbeitswelt, insbesondere die Nutzung von Homeoffice-Möglichkeiten.
Differenziert nach Diagnosehauptgruppen waren die stärksten AU-Rückgänge bei Infektionen (minus 8,3 Prozent), Krankheiten des Verdauungssystems (minus acht Prozent), Verletzungen und Vergiftungen (minus 6,3 Prozent) und Krankheiten des Atmungssystems zu registrieren. Dagegen stieg die Zahl der AU-Fälle aufgrund von psychischen Erkrankungen um drei Prozent.
Nachhaltig verändert hat die Pandemie die Arbeitswelt: Im Vorteil sind dabei diejenigen, deren Beruf von der Digitalisierung profitiert und in dem Präsenz nicht unbedingt erforderlich ist. Allerdings zeichnet sich eine weitere Spaltung ab: Im Rahmen einer Befragung wurde ermittelt, dass 28 Prozent der Berufstätigen die Anpassung ihres Arbeitgebers an die Corona-Bedingungen positiv bewertet, jeder Vierte jedoch auch eine Verschlechterung der Arbeitsmotivation und des Zusammenhalts der Belegschaft sieht.