Im Fall einer Brustkrebs-Erkrankung ist das Mortalitätsrisiko bei Männern in allen Phasen der Erkrankung um ein Vielfaches höher als bei Frauen. Zu diesem Ergebnis kam die Studie eines Forschungsteams des Krebsforschungszentrums Vanderbilt.
Zu ihren Ergebnissen gelangten die Forscherinnen und Forscher nach einer Datenanalyse der National Cancer Database. Die Untersuchung legte nahe, dass eine möglicherweise abweichende Krebsbiologie, weniger effektive Behandlungsmethoden, Compliance-Themen oder ein ungesunder Lebensstil die Hauptursachen für niedrigere Überlebensraten bei Männern darstellen könnten.
Die fünf-Jahres-Mortalitätsrate war bei Männern um 19% höher als bei Frauen. Laut Aussage von Dr. Xiao-Ou Shu, der leitenden Studienautorin, werden weitere Studiendaten benötigt, um die Ursachen genauer zu ergründen. Solche Untersuchungen benötigten ihrer Ansicht nach allerdings globale Daten, da Brustkrebs bei Männern weltweit nur in einem Prozent aller Fälle auftritt. Shu erklärte: "Diese Erkrankungsform ist so selten, dass es für ein einzelnes Forschungsinstitut extrem schwierig wäre, eine ausreichende Menge an Studienteilnehmern zu finden."
In der Studie griff das Forschungsteam um Dr. Shu auf Daten aus einem 11-jährigen Untersuchungszeitraum, von Januar 2004 bis Dezember 2014, zurück. In den Unterlagen waren die Daten von 1,8 Millionen Patientinnen mit Brustkrebs enthalten, aber nur von 16.025 männlichen Patienten. In etwa 85% aller Fälle ist Brustkrebs bei Männer ER-positiv, bei Frauen in 75% aller Fälle.
"Das ist die Krebsart, bei der es Patienten normalerweise besser ergeht, weil die Möglichkeit der Hormonbehandlung existiert", merkte Shu an. "Für diese Art von Brustkrebs haben wir viele Behandlungsoptionen. In der Theorie sollten bei Männern bessere Behandlungsergebnisse und geringere Sterblichkeit eintreten, falls die Behandlung gleichermaßen anspricht. Die Frage ist also, ob es biologische Unterschiede zwischen ER-positivem Brustkrebs bei Frauen und Männern gibt. Das wissen wir noch nicht."
Frühere Studienergebnisse hätten darauf hingewiesen, dass Hormontherapien bei Männern möglicherweise nicht so wirksam sind wie bei Frauen, erläuterte Shu. Weitere Faktoren, die ihrer Ansicht nach die Mortalitätsrate bei Männern beeinflussen könnten, sind Rauchen, Alkoholkonsum, mangelnde Bewegung und Übergewicht.
Klinische Charakteristika und Unterversorgung stünden mit 63% der Geschlechter-bezogenen Unterschiede in der Mortalität in Zusammenhang. Shu resümierte: "Das Entscheidende ist: Wir benötigen mehr Studien, die sich speziell mit männlichem Brustkrebs befassen."
Quelle:
Wang F et al., Overall Mortality After Diagnosis of Breast Cancer in Men vs Women. JAMA Oncology, 2019; DOI:10.1001/jamaoncol.2019.2803