Es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass die Zahl täglicher Neuinfektionen demnächst wieder merklich sinken könnte. Wird es damit so rasch gehen wie beim Lockdown im Frühjahr?
Zum zweiten Mal in Folge hat die binnen 24 Stunden gemeldete Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland unter dem Wert der Vorwoche gelegen. Die Gesundheitsämter meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) 14.419 neue Corona-Infektionen - knapp 1.000 Fälle weniger als vor einer Woche, wie aus Angaben des RKI vom Morgen des 17.11. hervorgeht. Am 10.11. hatte die Zahl bei 15.332 gelegen - und damit erstmals seit September unter dem Wert vom 03.11. (15.352). Der Höchststand war am 13.11. mit 23.542 gemeldeten Fällen erreicht worden.
Schon der Wert vom Vortag hatte deutlich unter dem der Woche zuvor gelegen (9. November: 13.363; 16. November: 10.824). Damit lag der Montagswert erstmals seit August nicht über dem der Woche zuvor. Einen weiteren Hinweis darauf, dass die Zahl der Neuinfektionen womöglich ein Plateau erreicht hat, gibt die 7-Tage-Inzidenz: Die vom RKI gemeldete Zahl der binnen einer Woche pro 100.000 EinwohnerInnen aufgetretenen Neuinfektionen lag mit 141,4 leicht unter der des Vortages (143,3).
Auch am vergangenen Mittwoch (11. November) hatte die 7-Tage-Inzidenz mit 138,1 leicht unter der des Vortages (139,1) gelegen. Im gesamten Oktober hingegen stieg der Wert hingegen stets über den vom Vortag. Könnte also eine Trendwende beim Infektionsgeschehen erreicht sein - und sinken die Fallzahlen demnächst so rasch wie beim Frühjahrs-Lockdown?
Niemand könne derzeit sagen, ob der Rückgang der Neuinfektionen so schnell wie im Frühjahr oder aber merklich langsamer ablaufen werde, sagte der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit. "Da kommen einfach zu viele Faktoren zusammen." Einer davon seien Wettereffekte, ganz zentral sei zudem das Verhalten der Menschen.
Dass der Anstieg der Fallzahlen schon abgeflacht sei, bevor sich die Auswirkungen des seit Anfang des Monats greifenden Teil-Lockdowns zeigen konnten, sei ein ermutigendes Zeichen, erklärte Schmidt-Chanasit, Virusforscher am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Schon zuvor habe es offenbar - neben regionalen Maßnahmen wie Sperrstunden - ein verändertes Verhalten der Menschen gegeben, das zu der Abflachung geführt habe. "Wenn da jetzt noch eine Schippe draufkommt, scheint eine Trendumkehr möglich."
Wegen der Spannen von der Ansteckung zu Symptomen, Test und Erfassung dauert es nach RKI-Angaben jeweils zwei bis drei Wochen, bis sich die Wirkung von Maßnahmen wie dem seit 2. November greifenden Teil-Lockdown in den Fallzahlen zeigt.
Ende März, Anfang April hatte die Zahl gemeldeter Neuinfektionen mehrfach über 6.000 gelegen. Der Höchstwert der Infektionswelle war mit 6.294 am 28. März erreicht worden. Zwei Wochen darauf hatte der Wert bei 4.133 (11. April) gelegen, sechs Wochen nach dem damaligen Höchststand bei nur noch 1.251 (9. Mai).
Die Reproduktionszahl als weitere wichtige Kenngröße des Infektionsgeschehens lässt bisher keinen deutlichen Trend zu sinkenden Ansteckungszahlen erkennen: Das Sieben-Tage-R lag laut RKI-Lagebericht vom Abend des 16.11. bei 0,97 (Vortag: 1,03).
Insgesamt zählt das RKI seit Beginn der Pandemie 815.746 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 17.11., 00.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg bis zum 17.11. um 267 auf insgesamt 12.814. Das RKI schätzt, dass rund 530.200 Menschen inzwischen genesen sind.