Das neue Coronavirus breitet sich weiter aus. In Zentralchina werden weitere Städte abgeschottet. Die WHO sieht bisher weiter keinen Grund, eine internationale Notlage auszurufen. Gesundheitsminister Spahn mahnt zu Besonnenheit.
Die Zahl der Toten in China durch die neue Lungenkrankheit ist auf 26 gestiegen - und dürfte weiter anwachsen, da es viele sehr schwer Erkrankte in den Kliniken gibt. Es sind weiter zumeist ältere Menschen mit schweren Vorerkrankungen betroffen. Bei fast 900 Menschen wurde das Coronavirus inzwischen nachgewiesen. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, wurden rund 37 Millionen Menschen in mindestens elf Städten der schwer betroffenen Provinz Hubei in Zentralchina abgeschottet. Der öffentliche Verkehr mit Bussen oder Fähren sowie der Zugverkehr in andere Orte wurden gestoppt, wie die Stadtregierungen berichteten.
Der Ausbruch überschattet das chinesische Neujahrsfest, das in der Nacht zum 25.01. gefeiert wird. Selbst in Peking wurden Festivitäten wie Tempelfeste und andere Veranstaltungen abgesagt, um größere Menschenansammlungen zu verhindern. Einige Hundert Millionen Menschen sind zum wichtigsten chinesischen Familienfest in ihre Heimatorte gereist, was die Sorge vor einer weiteren Ausbreitung des Virus noch vergrößerte. Die Behörden riefen die Menschen auf, einen Mundschutz zu tragen und andere Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.
Aus Angst vor dem Virus schloss auch Disneyland in Shanghai vorerst seine Pforten. Besonders drastisch sind die Maßnahmen in der Provinz Hubei im Herzen Chinas. Nach der Provinzhauptstadt Wuhan mit seinen elf Millionen EinwohnerInnen wurden auch in den Städten Huanggang, Lichuan, Jingzhou, Xianning, Huangshi, Chibi, Xiantao, Dangyang, Ezhou und Xiaogan strenge Beschränkungen für die Bewegung der Menschen erlassen, indem unter anderem der öffentliche Nahverkehr und die Verbindungen in andere Städte gekappt wurden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sah bislang keinen Grund, eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite auszurufen. "Es ist nicht der richtige Zeitpunkt", sagte der Vorsitzende des Notfallsausschusses, Didier Houssin. Er verwies darauf, dass es im Ausland bislang nur wenig Fälle gebe, und dass China bereits selbst weitreichende Vorkehrungen getroffen habe.
WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte, China habe diejenigen Maßnahmen getroffen, die es für angemessen halte. "Wir hoffen, dass sie effektiv und von kurzer Dauer sind." Die WHO empfehle keinerlei Reise- oder Handelsbeschränkungen. Die WHO nehme den Ausbruch aber extrem ernst, sagte WHO-Chef Tedros. "Es ist noch keine Notlage von internationaler Tragweite, aber das kann es noch werden."
Das Auswärtige Amt in Berlin riet dazu, nicht notwendige Reisen in die betroffenen Gebiete zu verschieben. Das Risiko für deutsche Reisende in Wuhan werde als "moderat" eingeschätzt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mahnte zu Besonnenheit. "Wir nehmen das sehr ernst, wir sind wachsam, aber mit kühlem Kopf auch gleichzeitig", sagte der CDU-Politiker.
Spahn lobte die Informationspolitik der Pekinger Regierung. Anders als bei der großen Sars-Pandemie, der 2002/2003 fast 800 Menschen zum Opfer gefallen waren, funktioniere der Austausch Chinas mit der internationalen Gemeinschaft. Es sei wichtig, die Krankheit einzuordnen, so Spahn. An Influenza stürben in Deutschland jedes Jahr rund 20.000 Menschen.
Laut chinesischen Behördenangaben starb ein Patient außerhalb der besonders stark betroffenen Provinz Hubei, zu der auch die Stadt Wuhan gehört. Der Todesfall wurde demnach in der nordöstlichen Provinz Heilongjiang gemeldet. Bereits am Vortag war ein Todesfall in der nördlichen Provinz Hebei bekannt geworden. In den meisten Provinzen sind mittlerweile Infektionen bekannt.
Vereinzelt wurde das Virus auch schon bei PatientInnen in anderen Ländern wie Thailand, Japan, den USA, Vietnam und Südkorea nachgewiesen. In Europa ist bisher kein Fall bekannt. Eingeschleppte Einzelfälle der neuen Lungenkrankheit sind deutschen InfektionsspezialistInnen zufolge aber auch hierzulande "wahrscheinlich". Grund zur Besorgnis gebe es nicht, teilte die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie mit. Kliniken bereiteten sich aktuell vor, um auf diese Fälle schnell reagieren zu können.
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