Die Wirkstoffkombination aus Dabrafenib und Trametinib geht beim Melanom mit einem längeren Überleben und weniger oder späteren Rezidiven einher, so das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Das IQWiG untersuchte, ob die Wirkstoffkombinationen Dabrafenib plus Trametinib und Encorafenib plus Binimetinib für Patientinnen und Patienten mit Melanomen einen Zusatznutzen gegenüber den zweckmäßigen Vergleichstherapien haben.
Melanome sind Tumoren, die von den Pigmentzellen der Haut (Melanozyten) ausgehen und auch tiefere Gewebeschichten und weitere Organe erfassen können. Im fortgeschrittenen Stadium waren die Therapiemöglichkeiten bis vor wenigen Jahren deutlich eingeschränkt. Mittlerweile sind mehrere Wirkstoffe auf dem Markt, die entweder zytotoxische T-Lymphozyten zur Vernichtung der Krebszellen anregen oder aber die Krebszellen selbst an der Vermehrung hindern sollen.
Ein Teil dieser Wirkstoffe gehören in die Gruppe der monoklonalen Antikörper. Diese binden an Rezeptoren an den Außenseiten der Zielzellen. Dazu zählt unter anderem das Nivolumab. Andere Wirkstoffe, wie die Tyrosinkinase-Inhibitoren, hemmen wiederum verschiedene Glieder der Signalkette im Inneren der Tumorzellen und stören somit deren Wachstum.
Häufig durchlaufenTumorzellen aber im Laufe der Zeit Mutationen und entwickeln auf deren Basis Resistenzen gegen die eingesetzten Wirkstoffe. Durch die Kombination zweier Medikamente mit unterschiedlichen Wirkmechanismen können zwei Glieder der Signalkette gleichzeitig gehemmt und diese Resistenzen im optimalen Fall ausgehebelt werden.
Beim Endpunkt Gesamtüberleben zeigte sich ein deutlicher Vorteil der Wirkstoffkombination gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie: Beim ersten Datenschnitt, rund zweieinhalb Jahre nach Medikationsbeginn der letzten Studienteilnehmer, waren etwa 14 % der Personen im Wirkstoffarm, aber bereits gut 21 % der Personen im Vergleichsarm der Studie verstorben.
Das Auftreten von Rezidiven wurde nicht nur im ersten, sondern auch im zweiten Datenschnitt zehn Monate später ermittelt. Während im Wirkstoffarm zu diesem späteren Zeitpunkt etwa 40 % der Patientinnen und Patienten Rezidive aufwiesen, waren es im Vergleichsarm etwa 59 % der Teilnehmer.
Wichtig: Es gab Hinweise auf Nachteile der Wirkstoffkombination mit Blick auf einige Nebenwirkungen, die zwar zum Teil erheblich waren, aber welche die Vorteile nicht grundsätzlich infrage stellten.
In der Gesamtschau ergab sich ein beträchtlicher Zusatznutzen von Dabrafenib plus Trametinib.
Die zweite Wirkstoffkombination setzt an denselben Signalkettengliedern in den Tumorzellen an wie die erste, nämlich an zwei hintereinander geschalteten Tyrosinkinasen namens B-Raf und MEK. Die Kombination Encorafenib und Binimetinib wird allerdings bei Patientinnen und Patienten eingesetzt, deren Melanome nicht mehr reseziert werden können oder bereits Metastasen gebildet haben.
Für nicht vorbehandelte Betroffene ist die zweckmäßige Vergleichstherapie eine andere Wirkstoffkombination, etwa Vemurafenib plus Cobimetinib. Im indirekten Vergleich zeigte sich mit der neuen Wirkstoffkombination kein Vorteil beim Gesamtüberleben, und für andere Endpunkte lagen keine verwertbaren oder vergleichbaren Daten vor.
In der Gesamtschau ist kein Zusatznutzen von Encorafenib plus Binimetinib beim Melanom belegt.