Das neue Wuhan Coronavirus (2019-nCov) hat Deutschland erreicht

Anlässlich der steigenden Anzahl an Patientinnen und Patienten mit dem neuen Typ des SARS-Erregers (2019-nCov) in Deutschland ändert sich der Themenplan des Immunologie-Blogs. Der heutige Blog-Beitrag befasst sich mit dem besagten Virus.

Anlässlich der steigenden Anzahl an PatientInnen mit dem neuen Typ des SARS-Erregers (2019-nCov) in Deutschland ändert sich der Themenplan des Immunologie-Blogs. Der heutige Blog-Beitrag befasst sich mit dem besagten Virus.

Wer dachte, dass das Thema SARS nach über 16 Jahre Ruhe vom Tisch ist, könnte sich geirrt haben. Eine Infektion mit der neuen Variante des SARS-Erregers muss nicht zwingend so verlaufen wie es bei der SARS-Pandemie 2002/2003 der Fall war. Doch sicher wissen wir es zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Es gilt die Verbreitung einzudämmen und die betroffenen PatientInnen rechtzeitig mit den uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu therapieren. In Deutschland zählen wir 4 infizierte Menschen.1 Im heutigen und in den kommenden Beiträgen lernen wir einige Eckdaten zum SARS-Erreger kennen. Wir erfahren zu welchen Erkenntnissen die Forschungswelt die letzten Jahre zum Erreger der SARS-Pandemie 2002/2003 gekommen ist und befassen uns mit verschiedenen experimentellen Studien zur Impfstoffentwicklung.

Was sollte man zum Coronavirus wissen?

SARS-Erreger werden direkt über Tröpfcheninfektion in einer Distanz von unter 1 m übertragen. Die Inkubationszeit beträgt vermutlich 7-14 Tage. Laut WHO äußert sich eine Infektion mit den SARS-Erreger durch akut auftretendes Fieber > 38°C, Husten, Hals-, Muskel- und Kopfschmerzen. Atemnot kommt hinzu, sobald der Infekt die Lungenflügel erreicht hat. Als ob das nicht schon ausreicht, schädigen die SARS-Erreger neben den Atemwegen auch das Nervensystem, die Milz und die Wirbelsäule. Serologisch zeigt sich eine Lymphopenie, eine Thrombozytopenie, D-Dimere, erhöhte Werte für das Enzym Kreatinkinase und das Enzym Lactatdehydrogenase.2,3,4,5

Welche Symptomatik bringt das neue Coronavirus (2019-nCoV) mit sich?

Eine ähnliche Symptomatik zeigten die PatientInnen mit einer Infektion mit dem Wuhan Coronavirus (2019-nCoV). In fast 100% der Fälle ruft eine Infektion mit dem neuen Coronavirus (2019-nCoV) Fieber bei den betroffenen PatientInnen hervor. 76% der Betroffenen leiden unter Husten, 44% unter Muskelschmerz und Fatigue. Bei 55% der PatientInnen kam es zu Dyspnoe und bei 63% zur Lymphopenie.6

Der Nachweis des Wuhan Coronavirus (2019-nCoV) ist in Windeseile möglich

Einem deutschen Team ist es erstmalig gelungen, einen diagnostischen Test zum Nachweis des Wuhan Coronavirus zu entwickeln. Dieser nimmt Einzug in die WHO-Leitlinien für den Nachweis in die WHO-Leitlinien für den Nachweis der neuen Variante des Coronavirus.3 Prof. Dr. Christian Drosten und sein Team können mit ihrem Verfahren das Virus in rund 1,5 h nachweisen.7 Der Test basiert auf der Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Damit selbst geringste Virusmengen nachgewiesen werden können, müssen die gewonnen Proben innerhalb von 72 Stunden das Labor erreichen. Vom Zeitpunkt der Probengewinnung bis zum Eintreffen ins Labor sollte die Kühlkette (4°C) nicht unterbrochen werden. Probenmaterial kann aus den oberen und den tiefen Atemwegen gewonnen werden. Hierfür eignet sich ein naso- oder oropharyngealer Abstrich, eine bronchoalveoläre Lavage oder die Gewinnung von Sputum und Trachealsekret.8 Die so gewonnen Proben können nun wie oben beschrieben an das Nationale Konsiliarlaboratorium für Coronaviren des Instituts für Virologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin geschickt werden.9,10 Neben  dem neuen Labortest spielt natürlich auch das Röntgenbild der Lunge eine Rolle. Bei dem SARS-Coronavirus zeigte sich damals beim Großteil der PatientInnen zu Beginn eine Milchglassverschattung. Im Verlauf kommt es zu multifokalen oder diffusen Verdichtungsherden in der Lunge. In der frühen Akutphase ist in den meisten Fällen nur ein Lungenflügel betroffen. Dies bleibt jedoch nicht lange so und die Infektion des zweiten Lungenflügels folgt. Im Zeitraum vom 8. bis 10. Tag nach Erkrankungsbeginn sind die radiologischen Veränderungen der Lunge am deutlichsten. Ähnlich könnte es sich auch bei einer Infektion mit dem Wuhan Coronavirus verhalten.12,13

Nächstes Mal lernen wir die Forschungsergebnisse zur Impfstoffentwicklung der letzten Jahre kennen.

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Referenzen:
1. https://www.worldometers.info/coronavirus/
2. Hui D. S. et al. (2003). SARS: clinical features and diagnosis. Respirology. 2003 Nov;8 Suppl:S20-4.
3. Viayanand P. et al. (2004). Severe acute respiratory syndrome (SARS): a review. Clin Med (Lond). 2004 Mar-Apr;4(2):152-60.
4. Zhan J. et al. (2006). The spleen as a target in severe acute respiratory syndrome. FASEB J. 2006 Nov;20(13):2321-8.
5. Gu J. et al. (2005). Multiple organ infection and the pathogenesis of SARS.J Exp Med. 2005 Aug 1; 202(3): 415–424. 
6. Huang C. et al. (2020). Clinical features of patients infected with 2019 novel coronavirus in Wuhan, China. The Lancet. 24. January 2020. 7. https://www.charite.de/en/service/press_reports/artikel/detail/researchers_develop_first_diagnostic_test_for_novel_coronavirus_in_china/ 8. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Vorl_Testung_nCoV.html
9. https://virologie-ccm.charite.de/diagnostik/konsiliarlaboratorium_fuer_coronaviren/
10. https://www.who.int/csr/sars/diagnostictests/en/
11. https://www.who.int/health-topics/coronavirus/laboratory-diagnostics-for-novel-coronavirus
12. Lu P. et al. (2003). Chest X-ray imaging of patients with SARS. Chin Med J (Engl). 2003 Jul;116(7):972-5. 13. Ooi G. C. et al. (2003). SARS: radiological features. Respirology. 2003 Nov;8 Suppl:S15-9.