Vor dem Hintergrund einer wachsenden Inzidenz und Prävalenz von Diabetes – die Prognosen gehen von einer Zunahme der Betroffenen um fast 50 Prozent auf zwölf Millionen Diabetiker im Jahr 2040 aus – sei der Ausbau der diabetologischen Kompetenz in Krankenhäusern zur Sicherung einer qualifizierten Versorgung unbedingt erforderlich, so Kellerer. Derzeit erfüllten weniger als 20 Prozent der Kliniken in Deutschland die Qualitätsanforderungen der DDG.
Ursächlich dafür sei, dass nur etwa ein Prozent aller Krankenhausfälle solche mit der Hauptdiagnose Diabetes sind. Das gegenwärtige DRG-System honoriere vor allem interventionelle Leistungen und Fälle, berücksichtige aber in der Kalkulation des Aufwands zu wenig nichtinterventionelle Medizin. De facto haben allerdings 20 Prozent aller Krankenhauspatienten Diabetes mit dem Risiko von Komplikationen, wenn sie nicht gut eingestellt sind. Diese Patienten haben ein laut Kellerer um 30 Prozent erhöhtes Risiko, während der Hospitalisierung zu versterben.
Zur Sicherung der Versorgung, aber auch um genügend Ärzte mit dem Schwerpunkt Diabetologie weiterzubilden, fordert die DDG:
Eine weitere Option könne es sein, so Kellerer, die Qualitätsanforderungen der DDG bei der Krankenhausplanung zu berücksichtigen. Die geplanten Hybrid-DRGs seien kaum geeignet, die Defizite zu beheben, weil es in Zukunft eine wachsende Zahl alter und multimorbider Patienten geben werde, für die eine Behandlung im ambulanten Setting nicht ausreichend sein werde.
Eines der drei Hauptziele der Diabetes-Strategie ist es, die Entstehung der Krankheit zu verhindern. Seit langem fordern die DDG und die Deutsche Allianz gegen nichtinfektiöse Krankheiten (DANK) eine effektive Verhältnisprävention, insbesondere eine konsequente Ernährungsstrategie, die nicht nur auf Selbstverpflichtungen der Lebensmittelindustrie beruht. Von der neuen Bundesregierung, insbesondere von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, fordert die DDG deshalb
Eine weitere Forderung der Fachgesellschaft ist der Ausbau der Gesundheitskompetenz zur rechtzeitigen Erkennung von juvenilem Diabetes. 20 bis 30 Prozent der Betroffenen erleiden – als Folge einer zu späten Diagnose – schwerwiegende Komplikationen wie eine Ketoazidose. In der ersten Corona-Welle, so DDG-Präsident Professor Andreas Neu, sei die Zahl der Komplikationen als Folge verzögerter Arztkonsultationen auf das Doppelte gestiegen. Neu fordert deshalb die Stärkung der Gesundheitskompetenz von Eltern und Lehrern bei der Erkennung und Bewertung der ersten Krankheitssymptome. Dazu sei es notwendig, an jeder größeren Schule eine Gesundheitsfachkraft zu beschäftigen.