Demenz wirkt sich in verschiedenen Sprachen unterschiedlich beeinträchtigend aus. Ein amerikanisches Forschungsteam fand heraus, dass im Englischen eher Probleme bei der Aussprache von Wörtern auftreten, während im Italienischen Sätze kürzer und simpler werden.
Im Rahmen ihrer Studie analysierten die ForscherInnen der University of California die Sprache von 20 englischen und 18 italienischen MuttersprachlerInnen, bei denen eine progrediente, nichtfluente GSP-Aphasie diagnostiziert wurde. Die 38 PatientInnen und zwei gesunde Kontrollgruppen unterzogen sich MRT-Scans mit T1-gewichteten 3D-Sequenzen. Im Vergleich zwischen den Patientengruppen und Kontrollgruppen wurden zusammenhängende Sprache, kognitive Fähigkeiten und Abweichungen hinsichtlich des Volumens an grauer Substanz untersucht.
Hinsichtlich kognitiver Fähigkeiten konnten die ForscherInnen bei den beiden Patientengruppen keine Unterschiede erkennen. Spannend wurde es allerdings im Hinblick auf sprachliche Abweichungen: Englische MuttersprachlerInnen hatten wesentlich häufiger sprachliche Störungen als italienischsprechende StudienteilnehmerInnen. Letztere fielen jedoch durch einen vereinfachten Satzbau und geringere syntaktische Komplexität auf.
Professor Maria Luisa Gorno-Tempini, die leitende Studienautorin, merkte an: "In der englischen Sprache treten Konsonantencluster sehr häufig auf. Das stellt für ein sich zurückbildendes Sprachsystem eine überaus herausfordernde Aufgabe dar. Wörter in italienischer Sprache sind hingegen leichter auszusprechen, dafür ist die Grammatik wesentlich komplexer. Hier geraten italienische Muttersprachler mit Demenzerkrankung schnell in Schwierigkeiten."
Die eindeutigen Ergebnisse spornen das Forschungsteam dazu an, die Studie zukünftig auch hinsichtlich anderer sprachlicher Veränderungen, z. B. im Chinesischen und Arabischen, zu wiederholen. Professor Gorno-Tempini resümierte: "Hoffentlich trägt unsere Studie zu einem besseren Verständnis sprachlicher Mechanismen und Störungen, zu mehr Bewusstsein für unterschiedliche Formen von Demenzerkrankungen und letzten Endes zu einer besseren Patientenversorgung bei."
Quelle:
Canu E et al., Neurology Jan 2020; doi: 10.1212/WNL.0000000000008879