Einen deutlichen Anstieg bei Abrechnungsbetrügen hat im vergangenen Jahr die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) mit Sitz in Hannover registriert. Bundesweit wurde 476 und damit 55 Prozent mehr Fällen nachgegangen als im Jahr zuvor, wie die Kasse mitteilte. Dazu zählten etwa gefälschte Rezepte oder nicht erbrachte Leistungen. Besonders viele Fälle ereigneten sich demnach in der Pflege. Dieses Ergebnis zeigt auch eine Auswertung der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Niedersachsen für den Zeitraum 2018 bis 2019.
Fast die Hälfte der Fälle (210) entfielen der KKH zufolge auf ambulante Pflegedienste. Es folgten KrankengymnastInnen und PhysiotherapeutInnen (82), ÄrztInnen (42), Apotheken (25) und ZahnärztInnen (23). "Dass zunehmend mehr Pflegedienste im Fokus unserer Ermittlungsarbeit stehen, liegt vor allem daran, dass der Medizinische Dienst der Krankenversicherung seit einiger Zeit jährliche Abrechnungsprüfungen durchführt", sagte die leitende KKH-Ermittlerin Dina Michels.
Mit 43 Hinweisen auf Betrugsfälle belegt Niedersachsen den vierten Platz unter den Bundesländern. Nummer eins war Nordrhein-Westfalen (158). Bei den BetrügerInnen handle es sich in allen Branchen um einige wenige, die aber hohe Schäden verursachten, hieß es.
Den höchsten Schaden verursachten demnach Betrugsfälle in Apotheken. Dort seien etwa statt der verschriebenen teuren Medikamente günstigere Präparate an die Kunden herausgegeben worden. An zweiter Stelle folgten ÄrztInnen, die zum Beispiel eine Untersuchung mehrfach abrechneten.
Die AOK Niedersachsen ging 2018 und 2019 insgesamt 1.623 neuen Fällen nach, wie aus einem Bericht der Kasse hervorgeht. Gut die Hälfte entfiel demnach auf den Bereich Pflege (816). Am zweithäufigsten waren Fälle aus dem Bereich Arznei- und Verbandsmittel (185) und am dritthäufigsten Fehlverhalten von Versicherten (147).