Diabetes mellitus bestimmt den Alltag der Betroffenen, aber auch den ihrer engsten Mitmenschen. Denn die chronische Stoffwechselerkrankung erfordert ein Leben lang Aufmerksamkeit an 365 Tagen im Jahr.
Menschen mit Diabetes Typ 1 müssen mehrmals täglich ihren Blutzucker kontrollieren, Insulin spritzen und den Kohlenhydratgehalt ihrer Mahlzeiten berechnen. Bei Diabetes Typ 2 steht die Medikamenteneinnahme kombiniert mit Therapie-begleitenden Maßnahmen wie Sport und gegebenenfalls eine Ernährungsumstellung im Vordergrund. Die Partner nehmen daran häufig großen Anteil, unterstützen, motivieren und tragen die Last von Unterzuckerungen oder Folgeerkrankungen mit, wie auch die DAWN2-Studie zeigte. Manche Menschen mit Diabetes sprechen gar von einer Art "Dreiecksbeziehung", die sie gemeinsam mit ihren Liebsten und dem Diabetes führen. Diese kann eine große Belastungsprobe sein. Die gemeinnützige Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe gibt Tipps zum erfolgreichen Umgang mit dieser Herausforderung.
Eine Person mit „Diabetes Typ F“ ist eine nahestehende Person eines an Diabetes mellitus erkrankten Menschen. Die Bezeichnung drückt aus, wie sehr sie sich mit dem ihnen nahestehenden Betroffenen und seiner Stoffwechselerkrankung identifizieren. Das trifft besonders auf Lebenspartnerschaften zu. "Das gemeinsame Leben mit Diabetes kann sowohl positive als auch negative Aspekte haben", sagt Professor Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und Chefarzt des Diabetes Zentrums Mergentheim. "Manche nehmen die Erkrankung zum Anlass, gemeinsam einen gesünderen Lebenswandel einzuschlagen und mehr auf Ernährung und Bewegung zu achten." Davon profitieren alle Beteiligten.
Im Rahmen der lebenslang notwendigen Therapie können sich aber auch Sorgen und Konflikte ergeben. Manche Menschen mit Diabetes wünschen sich in der Partnerschaft mehr Unterstützung in Sachen Krankheitsmanagement. Nicht selten sei aber auch das Gegenteil der Fall, erläutert Professor Haak: "Stoffwechselgesunde Partner können Menschen mit Diabetes mit zu viel Fürsorge erdrücken und regelrecht bevormunden." Der klassische Stoff für Beziehungszoff. Wenn Depressionen oder andere Begleit- und Folgeerkrankungen auftreten, kann das zur Zerreißprobe für die gemeinsame Zukunft werden.
"Offene Kommunikation und die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen, sind die Schlüssel, um solche krisenhaften Phasen in einer Lebensgemeinschaft zu bewältigen", erklärt Professor Haak. Wer die Bezugspersonen an der Krankheit beteiligt, ihnen erklärt, wie viel Selbstbestimmung oder Fürsorge erwünscht ist, schafft gute Voraussetzungen für eine entspannte Beziehung. Gleiches gilt auch umgekehrt. Auch über das Thema Sexualität sollte offen miteinander gesprochen werden. Denn Männer und Frauen mit Diabetes können an sexueller Unlust oder Impotenz leiden. So können durch die Krankheit geschädigte Nerven zum Beispiel für eine erektile Dysfunktion beim Mann verantwortlich sein. Frauen mit Diabetes haben beim Sex mitunter Schmerzen, weil sie unter trockenen Schleimhäuten und Entzündungen im Genitalbereich leiden. Professor Haak betont: "Menschen mit Diabetes und ihre Partner sollten sich nicht scheuen, ihren Diabetologen mit einzubeziehen, wenn sie krankheitsbedingte Sorgen haben. Für manche sexuelle Störung zum Beispiel gibt es wirksame Behandlungsmethoden und manch ein Beziehungsknoten löst sich mit Hilfe einer unbeteiligten Peron leichter." Im Mittelpunkt stehe dann nicht die Erkrankung, sondern die gesunde Beziehung. diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe bietet Betroffenen und Angehörigen auf ihrem Internetportal kostenfrei zahlreiche Checklisten, Broschüren, Videos, Podcasts und anderes Infomaterial rund um Diabetes und das Leben mit der Stoffwechselerkrankung an.
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Quelle: diabetesDE