Für pädiatrisch-onkologische Einrichtungen besteht ab sofort die Möglichkeit, sich von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) als Kinderonkologisches Zentrum zertifizieren zu lassen. Das Zertifikat wurde entwickelt, um die Qualität der Versorgung krebskranker Kinder transparent darzustellen und systematisch zu verbessern.
Das neue Zertifizierungsmodul ergänzt das langjährig etablierte Zertifizierungssystem der Deutschen Krebsgesellschaft. Derzeit tragen bereits mehr als 1.000 Organkrebszentren und mehr als 100 Onkologische Zentren ein Qualitätssiegel der Deutschen Krebsgesellschaft, über 200.000 Patienten werden jährlich an DKG-zertifizierten Zentren behandelt.
Pro Jahr erkranken in Deutschland rund 2.000 Kinder und Jugendliche an Krebs, am häufigsten an Leukämien, Lymphomen und Hirntumoren. Bedingt durch die großen Therapiefortschritte haben sich ihre Heilungschancen in den letzten Jahren deutlich verbessert. "Kinder sind aber keine kleinen Erwachsenen. Diagnostik und Therapie bei beiden Patientengruppen unterscheiden sich in vielen Punkten", erklärt Prof. Dr. Angelika Eggert, Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie/Hämatologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin und Sprecherin der Zertifizierungskommission Kinderonkologische Zentren. "Deshalb ist es wichtig, dass krebskranke Kinder und Jugendliche von Ärzten behandelt werden, die auf die Kinderkrebsheilkunde spezialisiert sind und über Erfahrung in diesem Bereich verfügen."
Grundlage für die Qualitätsanforderungen des neuen Zertifizierungsmoduls sind die Vorgaben der Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses für die Kinderonkologie. Demnach muss die Behandlung der jungen Patienten durch ein interdisziplinäres Team erfolgen, in dem neben Kinderonkologen auch Kinderchirurgen, Kinderradiologen, Pathologen und Strahlentherapeuten vertreten sind. Sie alle verpflichten sich zur Erfüllung und Dokumentation der jeweiligen fachspezifischen Anforderungen, sowie zu gemeinsamen qualitätsfördernden Maßnahmen wie regelmäßigen Qualitätszirkeln und der Durchführung von Informationsveranstaltungen für Familien und zuweisende Ärzte. Gemeinsam müssen die Zentrumspartner jährlich mindestens 30 krebskranke Patienten im Alter von null bis einschließlich 17 Jahre behandeln. Ein familienorientiertes Betreuungskonzept gewährleistet die leitliniengerechte psychosoziale Betreuung des erkrankten Kindes in seinem familiären Umfeld.
"Wenn die jungen Patienten ins Erwachsenenalter kommen, dann fehlt es derzeit oft an Kontinuität in der Betreuung", weiß Prof. Eggert. "Umso mehr freuen wir uns, dass an den zertifizierten Zentren eine interdisziplinäre 'Survivor'-Sprechstunde vorgesehen ist, die wöchentlich stattfindet und gemeinsam durch den verantwortlichen pädiatrischen Hämato-Onkologen mit einem Facharzt aus dem Erwachsenenbereich und dem Psychosozialen Dienst ausgerichtet wird."