Herr Reinhold wimmert vor Schmerzen, gleich soll er operiert werden. Narkoseärztin Laura Kullenberg bereitet ihn gemeinsam mit den Pflegekräften Christine Waters und Matthias Janocha auf den Eingriff vor. Herr Reinhold ist eine lebensgroße Plastikpuppe im Trainingszentrum der Uniklinik Münster. An ihm werden Situationen im Operationssaal oder auf der Intensivstation trainiert und die Mediziner auf die Probe gestellt.
Seit September lernen Klinikteams in Münster, wie sie durch bessere Zusammenarbeit Patienten retten können. "Wenn Sie Katastrophen verhindern wollen, dann müssen Sie die Menge an scheinbar unbedeutenden Fehlern reduzieren", sagt Michael Klatthaar, einer der beiden Leiter des Zentrums. Sein Kollege Tim Güß ergänzt: "Dazu müssen Leute über ihren eigenen Schatten springen." Vor allem müssten sie über alle Klinikhierarchien hinweg miteinander reden.
Ein Beispiel: Ein Krankenpfleger bemerkt, dass der Chefarzt sich vor einer Operation nicht die Hände gewaschen hat. Soll der Pfleger den gestandenen Mediziner ansprechen? Auf jeden Fall, finden Klatthaar und Güß, denn schließlich geht es um das Wohl des Patienten. Auch solche Situationen werden in dem 2,5 Millionen Euro teuren Simulator trainiert.
Pfleger Janocha sucht gerade auf dem Kontroll-Monitor vergeblich nach einem Lebenszeichen für Herrn Reinhold. Güß weist ihn per Lautsprecher auf die blaue Ziffern hin. Dann geht alles ganz schnell: Trainer Güß lässt Herrn Reinhold noch ein wenig jammern, und plötzlich erbricht sich der Patient und droht zu ersticken. Auf einmal geht es im OP um Leben und Tod. Nach zehn Minuten ist der Patient stabilisiert und die Trainer sind zufrieden.
Güß und Klatthaar loben die Helfer für ihre Absprachen bei der Versorgung des Patienten. «Erschreckend realitätsnah» sei die Übung, finden die Helfer. Narkoseärztin Kullenberg hatte Herrn Reinhold zwar anfangs als Puppe wahrgenommen. "Aber wenn man anfängt zu rotieren, dann nimmt man das nicht mehr wahr."