In einer aktuellen Studie erkannten ForscherInnen, dass durch den Konsum zuckerhaltiger Getränke ein erhöhtes Krebsrisiko bestehen kann. Dies betrifft nicht nur Softdrinks, sondern auch Säfte mit 100% Fruchtgehalt.
Basierend auf einer früheren Mäusestudie, die ein beschleunigtes Krebswachstum durch Zucker in Softdrinks vermutete, untersuchten ForscherInnen nun den Zusammenhang zwischen zuckerhaltigen Getränken und Krebs. Dabei stellten sie fest, dass die Menge des Konsums eine entscheidende Rolle spielte.
Das Team von Eloi Chazelas untersuchte die Verbindung zwischen verschiedenen Krebsarten und der Aufnahme zuckerhaltiger Getränke anhand von 101.257 französischen Erwachsenen, die im Durchschnitt 42 Jahre alt waren. Die Daten bezogen sie aus der NutriNet-Santé-Studie.
Bei den untersuchten Getränken handelte es sich um zuckerhaltige Getränke wie Softdrinks, Sirups oder Fruchtsäfte, aber auch um 100%-ige Säfte ohne Zuckerzusatz, Milch-basierte Getränke und Energy Drinks.
Ebenso untersuchten die ForscherInnen künstlich gesüßte Getränke. "In diese Kategorie fallen alle Getränke, die Süßstoffe ohne Nährwert beinhalten. Dazu zählen beispielsweise Softdrinks light, zuckerfreier Sirup und fettarme Milchgetränke."
Durch die Nutzung von digitalen 24-Stunden-Essensumfragen konnten die WissenschaftlerInnen den Konsum von 3.300 verschiedenen Essens- und Getränkearten überwachen. Zudem dauerte die klinische Beobachtung der PatientInnen über neun Jahre an.
In dieser Zeit beobachtete das Forschungsteam die Risiken für eine Krebserkrankung allgemein sowie explizit für Brust-, Prostata- und Darmkrebs. Dabei berücksichtigten die WissenschaftlerInnen potenziell entscheidende Kriterien wie Alter, Geschlecht, Bildung, familiäre Krebsrisiken und Lebensstilfaktoren, z. B. Rauchen oder Sport/Bewegung.
Während der Folgezeit erkrankten 2.193 StudienteilnehmerInnen im Durchschnittsalter von 59 Jahren erstmalig an Krebs. Darunter waren 693 Fälle von Brustkrebs, 291 Fälle von Prostatakrebs und 166-mal Darmkrebs. Die Auswertung ergab, dass eine tägliche Zunahme zuckerhaltiger Getränke um 100 ml das allgemeine Krebsrisiko um 18% und das Brustkrebsrisiko um 22% erhöhte.
Bei der Auswertung der Säfte mit 100% Fruchtgehalt entdeckten die ForscherInnen die gleichen Risiken für allgemeinen Krebs und Brustkrebs. Dennoch fanden sie hier keinen Zusammenhang mit Darmkrebs oder Prostatakrebs.
Im Gegensatz dazu erhöhten Diät-Getränke das Krebsrisiko nicht. Die ForscherInnen gehen davon aus, dass die TeilnehmerInnen diese nur in sehr geringen Mengen konsumierten und empfehlen, dieses Resultat nur vorsichtig zu bewerten.
Die ForscherInnen argumentieren, der Studienumfang und die langfristige Prüfung der Getränke sprächen für die Stärken der Studie. Doch warnen sie ebenso davor, die Ergebnisse zu verallgemeinern, da die Studie nicht für den Großteil der Bevölkerung repräsentativ sei.
Sie merken an: "Da die Teilnehmer der NutriNet-Santé-Studie zum großen Teil Frauen mit hohem Gesundheitsbewusstsein und höherem Bildungsgrad als die durchschnittliche französische Bevölkerung waren, könnte hier ein geringeres Krebsrisiko als beim nationalen Durchschnitt vorliegen."
Weitere Einschränkungen bestünden darin, dass Kausalität und potenzielle Messungen nicht genau bestimmt werden können. Trotzdem gehen die WissenschaftlerInnen davon aus, dass zuckerhaltige Getränke das Krebsrisiko erhöhen können, da Zucker das viszerale Fett, denn Blutzucker und Entzündungsmarker beeinflusst – all diese Faktoren wurden bereits in früheren Studien mit einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht.
Die ForscherInnen schließen ab: "Die Ergebnisse unterstützen gängige Ernährungsempfehlungen, den Konsum zuckerhaltiger Getränke, einschließlich 100-prozentiger Säfte, einzuschränken. Außerdem sollten von Seiten der Politik Maßnahmen ergriffen werden, um den Verbrauch zuckerhaltiger Getränke zu reduzieren, die sich potenziell krebserregend auswirken können."
Quelle:
Chazelas E et al., Sugary drink consumption and risk of cancer: results from NutriNet-Santé prospective cohort. BMJ 2019; 366: l2408