Heiße Tage und abends Gewitter: Zecken mögen die aktuelle Witterung in Niedersachsen und sind aus diesem Grund besonders aktiv. Das erhöht die Gefahr, sich mit Krankheiten wie Borreliose anzustecken. “Die Zahl der Zeckenstiche in Niedersachsen hat zugenommen”, sagte Masyar Monazahian, Virologe beim niedersächsischen Landesgesundheitsamt. In den vergangenen Tagen hätten sich einige besorgte Bürger bei der Behörde gemeldet. “Das liegt an den Temperaturen, die zurzeit herrschen, aber auch an unserem Verhalten. Wir sind jetzt eher draußen”, erläuterte der Experte.
Wer sich lange und ungeschützt im Freien aufhält, riskiert, sich mit einer von den Parasiten übertragenen Krankheit zu infizieren. Die häufigste dieser Erkrankungen in Deutschland ist die Lyme-Borreliose. In Niedersachsen tragen etwa 20 bis 30 Prozent der Zecken diese Bakterien in sich. “Wichtig ist, schnell zum Arzt zu gehen”, empfiehlt Monazahian. Borreliose wird in der Regel mit Antibiotika behandelt. Eine vorbeugende Impfung gibt es nicht.
Die ebenfalls von Zecken verursachte Hirnhautentzündung FSME ist weit gefährlicher. Niedersachsen ist kein FSME-Risikogebiet. Experten des Landesgesundheitsamtes konnten aber in den vergangenen Jahren das Virus vereinzelt in der heimischen Zeckenpopulation nachweisen. FSME-Fälle sind in Gebieten um Cuxhaven, Hannover, Nienburg und Goslar aufgetreten. Daher ist eine Impfung empfehlenswert. “Wer nach Bayern, Baden-Württemberg oder auch nach Schweden, Norwegen oder Dänemark reist, sollte sich in jedem Fall schützen”, sagte Monazahian.
Auch im heimischen Garten ist niemand vor Zecken sicher. Die Parasiten meiden nur frisch gemähten Rasen oder dichten Wald. Aber: “Es ist ein Irrglaube, dass Zecken von den Bäumen fallen”, sagte der Virologe.
Ein Stich lässt sich durch Zeckenschutzmittel vorbeugen. “Am besten das Mittel alle zwei Stunden auftragen”, rät Monazahian. Nach dem Aufenthalt im Grünen sollte sich jeder absuchen und die Kleidung ausschütteln. Die Zecken bleiben unter Umständen selbst im Haus, wenn man die Kleidung sofort wäscht. Die Krabbeltiere können schwimmen und überleben sogar einen 40-Grad-Waschgang.
Die Biologin Dania Richter von der Technischen Universität Braunschweig warnte vor Panikmache, sagte aber gleichzeitig: “Vorsichtsmaßnahmen sollten zur Routine werden, ähnlich wie das Zähneputzen.”
Text: dpa /fw