Beim Sports, Medicine and Health Summit ging es in der Session "Bewegungstherapie bei Herz-Kreislauferkrankungen" auch um Sport und Bewegung bei linksventrikulären Assist Devices. Dazu referierte Dr. Anna Feuerstein von der Berliner Charité.
Herzinsuffizienz ist eine häufige Erkrankung mit steigender Inzidenz bei Männern und Frauen in höherem Alter - und zwar weltweit. Da das Herz nicht stark genug ist, den Körper mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen, leiden PatientInnen unter eingeschränkter Leistungsfähigkeit und unter Luftnot. Die Therapiemöglichkeiten haben sich verbessert, sowohl bei Medikamenten als auch bei Devices. Dennoch kommt es immer wieder zu Exazerbationen. Und PatientInnen landen im Krankenhaus, auch wiederholt, müssen mehr Medikamente nehmen, die Gesundheit stellt sich nicht wieder her. Bei der terminalen Herzinsuffizienz geht es dann in Richtung Herztransplantation.
Allerdings ist bekannt, wie wenig Transplantationsorgane zur Verfügung stehen. Die Warteliste ist lang. Und in der Wartezeit versterben viele PatientInnen. Um die Wartezeit zu überstehen, bekommen viele PatientInnen linksventrikuläre Assist Devices implantiert. Diese Pumpe verbessert die reduzierte Herzleistung.
Die zunehmende Zahl der Destination Therapy ändert auch die Ziele der Assist Device-Therapie. Man möchte den PatientInnen die Möglichkeit geben, wieder nach Hause zu kommen, Hobbys oder Arbeit nachzugehen oder auch in den Urlaub zu reisen – was die Lebensqualität deutlich verbessert.
Nach Implantation des LVAD kommt es im Rahmen der Reha zu einer kurzzeitigen Besserung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Doch im weiteren Verlauf pegeln sich wieder eine reduzierte Leistungsfähigkeit und damit eine verringerte Lebensqualität ein.
ESC und DGK geben eine klare Empfehlung zur Bewegungstherapie bei PatientInnen mit Herzinsuffizienz. Hier ist die Studienlage sehr gut. Die Leitlinie sagt ganz klar: regelmäßiges aerobes Ausdauertraining dient der Verbesserung der funktionellen Kapazität und der Symptome.
Die Datenlage für LVAD-PatientInnen ist allerdings noch gering. Daher gibt es keine Empfehlung für diese PatientInnen. Eine Arbeit aus 2017 (Ganga et al.) hat entsprechende Studien zusammengetragen und ausgewertet. Bei den zum Teil sehr alten Studien handelt sich meist um wenige Testpersonen und um kurze Beobachtungszeiten. Eine Studie (Kerrigan et al. 2014) weist den Erfolg der Bewegungstherapie auf peak VO2 bei LVAD bei einem sechswöchigen Training nach.
Was die Sicherheit der Bewegungstherapie betrifft, zeigen alle Studien, dass es zu keiner schwerwiegenden trainingsassoziierten unerwünschten Nebenwirkung kam. Insgesamt kam es über alle Studien hinweg zu zwei Vorfällen – eine Synkope nach dem Training und eine Herzrhythmusstörung während des Trainings. Daraus schließt die Referentin, dass Bewegungstherapie bei LVAD sicher zu sein scheint – trotz des schwerkranken Patientenkollektivs.
Geeignet erscheint ein kombiniertes Training aus
2018 gab es ein Positionspapier der ESC. Es wurde zusammen mit dem Committee for Exercise Physiology und dem Komitee für fortgeschrittene Herzinsuffizienz ein Review of Evidence und ein Practical Advice verfasst. Dort wird konstatiert, dass das körperliche Training zu einem Benefit führen kann und dass mehr Studien gebraucht werden, um das genauer zu verstehen und zu festigen.
Gebraucht werden große, multizentrische Studien. Genau das geschieht derzeit an der Charité: Ex-VAD wird die erste große, multizentrische Studie zu körperlichem Training bei LVAD-PatientInnen. Die PatientInnen werden randomisiert, werden über drei Monate trainiert, mit einem angepassten Programm aus Ausdauer und Krafttraining und dann weitere drei Monate nachbeobachtet.
Quelle: SMHS 21.4. 2021, Bewegungstherapie bei Herz-Kreislauferkrankungen