Übergewichtige Menschen werden von der Gesellschaft kritisch beäugt. Sie sollen sich beherrschen und ihrem Appetit widerstehen, heißt es oftmals. Doch was ist, wenn die Tendenz zur Adipositas erblich bedingt ist? Was bedeutet das für die von Fettleibigkeit betroffenen Menschen?
Im Rahmen einer neuen Studie haben die Wissenschaftler des Imperial College London, unter der Leitung von Dr. Tony Goldstone, zwei Genvarianten identifiziert, welche die Gehirnaktivität in Bezug auf kalorienreiche Nahrungsmittel verändern – eine Korrelation, die die Entstehung von Fettleibigkeit und Übergewicht begünstigt. Es handelte sich dabei um die Genvarianten FTO und DRD2, welche infolge der Betrachtung von kalorienreichen Speisen, die Aktivität des Belohnungssystems im Gehirn beeinflussten.
“Für die von Fettleibigkeit Betroffenen bedeutet das bei der Konfrontation mit kalorienreichen Nahrungsmitteln ein größeres Verlangen nach Fett- und Zuckerhaltigem, als es bei der Durchschnittsperson der Fall ist”, gab Dr. Goldstone bekannt.
Die Studienteilnehmer unterzogen sich einer DNA-Analyse und einer funktionellen Magnetresonanztomographie. Im Zuge der Forschungsarbeiten wurden den Studienteilnehmern Lebensmittel mit einem hohen und einem niedrigen Kaloriengehalt präsentiert, währenddessen erfolgte ein Gehirnscan mittels fMRT, der ermitteln sollte, wie ansprechend die Lebensmittel auf die Probanden wirkten. Teilnehmer, die bestimmte Varianten des FTO-Gens aufwiesen – welche Fettleibigkeit begünstigen – hatten beim Betrachten von Fett- und Zuckerhaltigem eine höhere Gehirnaktivität in der orbitofrontalen Kortex zu verbuchen. Darüber hinaus dokumentierten die Wissenschaftler, dass die Lebensmittel mit niedrigem Kaloriengehalt weniger verlockend wirkten.
Die Ergebnisse legen nahe, dass die Menschen mit FTO-Genvarianten tendenziell eher von Übergewicht betroffen sind. Aufgrund von Dopamin-Signalen im Gehirn wird bei Konfrontation mit Ungesundem das Verlangen nach Fett- und Zuckerhaltigem verstärkt.
“Die Forschungsergebnisse tragen insofern zum besseren Verständnis des biologischen Verhaltens bei, dass manche Menschen anfälliger für den Konsum von kalorienreichen Lebensmitteln sind. Die Ergebnisse könnten uns helfen, Therapien der Fettleibigkeit besser zu planen, sodass die Patienten die bestmögliche individualisierte Behandlung erhalten”, ließ TOS Fellow Leah Whigham, Paso Del Norte Institute for Healthy Living, vermerken.
Text: esanum/ df
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