Ein Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten hat nun ein Trainingsprogramm für das Gesicht entwickelt. Die Ergebnisse haben das Potenzial, die Verjüngungsmedizin zu revolutionieren.
Der Markt für Anti-Aging-Produkte boomt wie noch nie zuvor. Vor knapp zwei Jahren wurden statistischen Erhebungen zufolge weltweit 250 Milliarden US-Dollar in Produkte investiert, von denen Käufer sich einen Verjüngungs-Effekt erhoffen. Schätzungen zufolge wird diese Zahl bis 2021 auf 331.410 Milliarden US-Dollar ansteigen.
Ob diese Schönheitsprodukte jedoch wirkungsvoll sind und dieser Verjüngungs-Effekt auch langfristig bestehen bleibt, ist nicht hinreichend erforscht. Die in Anti-Aging-Produkten enthaltenen Peptide können der Haut Feuchtigkeit spenden und Unebenheiten weniger sichtbar machen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt existieren jedoch keine Daten, die belegen, dass Falten zurückgehen. Retinol, eine natürlich vorkommende Form von Vitamin A, schwächt das Erscheinungsbild von Falten nachweislich ab, in dem es die Haut dicker und elastischer macht. Allerdings lässt sich die Entstehung von Hautirritationen kaum vermeiden, nicht selten berichten Verbraucher von roter, gereizter, juckender, brennender und stechender Haut.
Die Northwestern University Feinberg School of Medicine könnte nun eine schonendere und effektivere Alternative zu den Kosmetikprodukten gefunden haben. Die Lösung erscheint sehr simpel und logisch: Wer ein straffes Gesäß oder straffere Oberschenkel haben möchte, trainiert diese Bereiche. Warum sollte dies nicht auch für einzelne Gesichtspartien funktionieren? Dr. Murad Alam, ein Professor aus dem Bereich Dermatologie, entwickelte nun Übungen für das Gesicht, die einen Anti-Aging-Effekt mit sich bringen sollen.
Er testete den Effekt dieser Übungen an 27 Frauen im Alter von 40 bis 65 Jahren. Hierbei rücken vor allem The Cheek Lifter und The Happy Cheeks Sculpting in den Vordergrund. Für erstere formten die Probandinnen mit ihren Lippen eine O-Form, positionierten im Anschluss ihre Oberlippe über den Zähnen und lächelten, um die Wangenmuskulatur anzuheben. Ihre Finger platzierten sie auf den Wangenknochen, es folgte ein Wechselspiel aus Hebung und Senkung der Wange. Für die zweite Prozedur, The Happy Cheeks, spitzten die Studienteilnehmer ihre Lippen während sie lächelten, um die Wangenmuskulatur zu beanspruchen. Als nächstes platzierten sie ihre Finger an den Mundwinkeln, um sie im Anschluss zu den Wangenknochen gleiten zu lassen. Diese Position galt es für 20 Sekunden zu halten.
Diese Übungen führten die Teilnehmerinnen 30 Minuten lang täglich aus, der Untersuchungszeitraum erstreckte sich über 20 Wochen. Vor Studienbeginn, acht Wochen nachdem die Studie begonnen hat und nach Beendigung der Studie, wurden die Gesichter der Frauen fotografiert und Dermatologen vorgelegt. Diese bestimmten die Gesichtsalterung der Probandinnen anhand von 19 Gesichtsmerkmalen. Dabei war es von enormer Wichtigkeit, dass die Dermatologen nicht wussten, dass es sich um eine Studie handelte, dies hätte sie nämlich unterbewusst beeinflussen können.
Vor Studienbeginn hatten die Frauen laut dermatologischer Einschätzung ein Alter von 50,8 Jahren. Nach acht Wochen fiel die Zahl auf 49,6 Jahre und nach Ende der Studie nahmen die Dermatologen nur noch ein Durchschnittsalter von 48,1 Jahren an.
"Innerhalb von 20 Wochen verjüngte sich das Erscheinungsbild der Teilnehmerinnen um fast drei Jahre", hebt Dr. Alam hervor. "Die Übungen stärken und erweiterten die Gesichtsmuskulatur, in der Folge wird das Gesicht praller, was ein jüngeres und frischeres Aussehen mit sich bringt." Wenn sich diese Ergebnisse in größeren Studien replizieren lassen, könnten Anti-Aging-Produkte schon bald der Vergangenheit angehören. Zudem müsste auch untersucht werden, ob sich bei Männern vergleichbare Ergebnisse entfalten, da der Verjüngungs-Effekt nicht nur von Frauen angestrebt wird.