Bei der chirurgischen Behandlung des Lungenkarzinoms wirkt sich die häufigere Durchführung solcher Eingriffe positiv auf das Ergebnis aus – die Überlebenschancen steigen.
Ist die Wahrscheinlichkeit eines Behandlungserfolgs bei planbaren Operationen davon abhängig, wie häufig das Krankenhaus bzw. das Ärzteteam den Eingriff durchführt? Um diese Frage geht es in acht Prüfaufträgen zu Mindestmengen, die der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) erteilt hat. Für die dritte untersuchte Indikation, die chirurgische Behandlung des Lungenkarzinoms, liegt nun der IQWiG-Bericht vor.
Danach gibt es bei der chirurgischen Behandlung des Lungenkarzinoms einen überwiegend positiven Zusammenhang zwischen der Leistungsmenge und der Qualität des Behandlungsergebnisses: In Krankenhäusern mit höheren Fallzahlen sind die Überlebenschancen für die operierten PatientInnen insgesamt höher.
Im Jahr 2014 erkrankten in Deutschland 53.840 PatientInnen an Lungenkrebs, wobei mit einem Anteil von 64% mehr Männer betroffen waren. Im selben Jahr verstarben in Deutschland 45.084 Menschen mit der Diagnose Lungenkrebs. Dabei liegt die 5-Jahres-Überlebensrate der betroffenen PatientInnen unter 20%, was unter anderem darin begründet ist, dass Lungenkrebs erst spät klinische Symptome erzeugt und damit häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt wird.
So weisen ca. 50% aller PatientInnen mit Lungenkrebs bei Diagnosestellung Fernmetastasen auf. Lungenkrebs ist damit bei Männern der häufigste tödliche bösartige Tumor und bei Frauen nach Brustkrebs der zweithäufigste.
Auf Basis von 19 in die Bewertung einbezogenen Beobachtungsstudien sieht das IQWiG einen positiven Zusammenhang zwischen der Leistungsmenge und der Qualität des Behandlungsergebnisses bei der chirurgischen Behandlung des Lungenkarzinoms. Vor allem erhöht die häufigere Durchführung solcher Eingriffe die Überlebenschancen der betroffenen PatientInnen. Die Sicherheit dieser Aussage wird allerdings durch die eher geringe analytische Qualität und die gelegentlich unzureichende Darstellung der Ergebnisse beeinträchtigt.
Entscheidend für die Bewertung des IQWiG sind die gefundenen Studienergebnisse für die Zielgrößen "Gesamtüberleben", "therapieassoziierte Mortalität" und "Versterben im Krankenhaus". Demnach ist bei chirurgischen Eingriffen zur Behandlung des Lungenkarzinoms bei geringerer Leistungsmenge von einer höheren Sterblichkeit auszugehen.
Keine verwertbaren Ergebnisse gibt es für die Analysen zur Zielgrößenkategorie "Morbidität" mit den Zielgrößen "krankheitsfreies Überleben", "schwerwiegende, lebensbedrohliche oder tödliche Infektionen", "weitere schwerwiegende therapiebedingte Komplikationen" sowie zur Zielgröße "gesundheitsbezogene Lebensqualität". Dementsprechend ist für diese Zielgrößen keine Aussage zum Zusammenhang zwischen der Zahl der chirurgischen Eingriffe zur Behandlung des Lungenkarzinoms und der Qualität des Behandlungsergebnisses möglich.
Im Hinblick auf andere bösartige Tumoren der Lunge verlief die Suche des IQWiG nach aussagefähigen Studien zum Zusammenhang zwischen der Leistungsmenge und der Qualität des Behandlungsergebnisses ergebnislos. Nicht beantworten können die WissenschaftlerInnen die Frage, welche Effekte konkret in die Versorgung eingeführte Mindestfallzahlen zur chirurgischen Behandlung des Lungenkarzinoms haben – hierzu gibt es keine geeigneten Publikationen.
Quelle: Bericht des IQWiG