Vor einem halben Jahr ist Hamburgs erster Duschbus für Obdachlose auf die Straße gebracht worden. Seitdem haben sehr viele Menschen das Angebot genutzt. Manche sind mittlerweile Stammgäste. Und auch die Corona-Krise hat das Projekt nicht gestoppt.
Der Hamburger Duschbus für Obdachlose ist seit mehr als einem halben Jahr auf den Straßen der Hansestadt im Einsatz. Und seitdem haben Hunderte Menschen das Angebot des gemeinnützigen Projekts GoBanyo genutzt und sich in einer der drei Duschkabinen des umgebauten Linienbusses frisch gemacht und neu eingekleidet. "Es läuft richtig toll. Das Angebot ist quasi dauervoll ausgelastet", sagte Initiator Dominik Bloh. Bloh war selbst lange obdachlos und kam später auf die Idee mit dem Duschbus.
Seit Anfang Dezember rollt der Bus nun durch die Hansestadt. Seit Mitte März - also seit dem Beginn der Corona-Pandemie - steht der Bus fest für fünf Tage in der Woche am Millerntor. Dort können die Obdachlosen zudem in Kooperation mit dem Schwimmbadbetreiber Bäderland dreimal in der Woche auch die Duschen des Hallenbads nutzen. "Allein im April und im Mai wurde 784 Mal geduscht. Das ist schon eine unfassbar starke Zahl. Da merkt man, wie dringend der Bedarf ist", sagte Bloh. Besonders an heißen Tagen hänge das Team dann auch mal eine Stunde dran. "Wir wollen niemanden wegschicken."
Im Bus selbst sind wegen der Corona-Pandemie derzeit nur zwei der drei Duschkabinen nutzbar. "Wir schaffen knapp 20 Duschen am Tag." Dank der zahlreichen Spenden kann das gemeinnützige Projekt noch mehrere Monate fortgesetzt werden. "Wir sind erstmals finanziell so gut unterwegs, dass wir bis Ende des Jahres den Betrieb aufrecht erhalten und unsere Arbeit planen können", sagte Bloh. Inzwischen kann sich das Team auf einen Pool von 70 ehrenamtlichen Helfenden verlassen.
Bloh und das GoBanyo-Team freuen sich schon darauf, wenn sie wieder durch die Stadt fahren dürfen. "Gerade der Hauptbahnhof ist ein Standort, der uns sehr am Herzen liegt. Dort war der Bus seit März nicht mehr", sagte der 31-Jährige. Geplant sei auch ein zweiter Duschbus. "Wir merken, dass wir den Bedarf mit einem Bus gar nicht abdecken können. Wir denken deshalb über eine zweite mobile Einheit nach und hoffen, dass wir das noch auf die Straße bekommen." Das sei aber zunächst ein eher mittelfristiges Projekt.
Drei abschließbare Badezimmer und eine Kleiderkammer sind nach dem monatelangen Umbau in dem ausrangierten Linienbus der Hamburger Hochbahn untergebracht. Ein Raum davon ist behindertengerecht und kann mit einem Rollstuhl befahren werden. 140.000 Euro hat der Umbau gekostet. Das und noch mehr Geld hatte GoBanyo im Internet über Crowdfunding einsammeln können.
Offiziell gibt es in Hamburg etwa 2.000 Obdachlose. Die Dunkelziffer dürfte GoBanyo zufolge aber deutlich höher sein. In Berlin hatte 2019 ebenfalls ein Duschbus seinen Dienst aufgenommen. Dort richtet sich das Angebot an obdachlose Frauen.