Auf der drängenden Suche nach einer Hausärztin oder einem Hausarzt hat sich Wangerooge an die Öffentlichkeit gewandt - im Radio hörte Annick Goltz den Aufruf und beginnt nun mitten in der Corona-Krise die Arbeit dort.
"Ich habe eigentlich gedacht, ich komme hierher, es sind Osterferien und es ist richtig viel zu tun. Im Prinzip ist es hier einfach nur leer", sagte Goltz vor der Eröffnung der Praxis am 01.04. Ein Touristen-Verbot soll helfen, das Gesundheitssystem auf der Insel mit rund 1.300 EinwohnerInnen im Kreis Friesland nicht zu überlasten.
Zuletzt praktizierte nur ein Kassenarzt - kein tragbarer Zustand, wie Goltz erklärte. "Im Prinzip ist es so, dass man Hausarzt, Notarzt und Bereitschaftsdienst in einer Person ist." Die Bereitschaften wird sich die 40-Jährige mit dem anderen Arzt im wöchentlichen Wechsel teilen. Trotz der hohen Arbeitsbelastung fiel die Entscheidung zugunsten der Insel aus: Goltz beendete ihre Arbeit als hausärztliche Betreuung in einer Klinik in Rotenburg (Wümme). "Als Hausarzt sieht man die Patienten viel häufiger, als ich sie im Krankenhaus sehe. Man begleitet sie durch ihre Krankheiten, durch ihre schlechten Zeiten, vielleicht auch durch die schönen."
Goltz brachte einen Mann und eine acht Jahre alte Tochter mit, welche sich riesig über das neue Zuhause mit Meer und Strand freue. Dort leben, wo andere Urlaub machen - das sei natürlich auch ein Grund für den Umzug gewesen, so die Ärztin. Angesichts von Corona wollte sie diesen keinesfalls verschieben. "Ich gehe davon aus, dass wir Fälle kriegen werden. Wir werden versuchen, die Leute so früh wie möglich zu diagnostizieren und sie zu isolieren." Notfälle würden aufs Festland geflogen.