Der Hepatitisskandal in einer Klinik in Nordschwaben ist längst noch nicht komplett aufgearbeitet. Ein Narkosearzt soll mehr als 40 Patientinnen und Patienten mit Hepatitis C angesteckt haben. Vieles ist noch unklar.
Rund ein Jahr nach dem Bekanntwerden des Hepatitisskandals in Schwaben sind die Ermittlungen weiterhin nicht abgeschlossen. Ein Narkosearzt der Donau-Ries-Klinik in Donauwörth soll bei Operationen Dutzende Patientinnen und Patienten mit Hepatitis C angesteckt haben.
Nachdem der Skandal im Oktober 2018 öffentlich wurde, hat das Gesundheitsamt etwa 60 infizierte Personen ermitteln können. Bei den meisten davon ist nach Ansicht von Gesundheitsamtschef Rainer Mainka eindeutig, dass diese von dem Anästhesisten infiziert wurden. Der Mediziner arbeitet nicht mehr in dem nordschwäbischen Krankenhaus.
Die strafrechtliche Untersuchung des Falls liegt bei der Augsburger Staatsanwaltschaft. Die polizeilichen Ermittlungen seien weit fortgeschritten, aber noch nicht ganz abgeschlossen, erklärte Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai. Die Kripo habe mehr als 70 Zeuginnen und Zeugen, darunter alle Geschädigten, vernommen. Wie die Staatsanwaltschaft die Vorwürfe abschließend bewerten wird, ist noch nicht absehbar.
Die Verteidiger des Narkosearztes haben angekündigt, dass sie sich vor Abschluss der Ermittlungen nicht äußern wollen. Der Arzt litt nach Behördenangaben selbst an Hepatitis C und war medikamentenabhängig. Wie er seine Patientinnen und Patienten möglicherweise infiziert hat, ist noch unbekannt.
Das Gesundheitsamt hat insgesamt 1.714 PatientInnen des beschuldigten Mediziners angeschrieben und zu einem Test aufgefordert. Von mehr als 97 Prozent der Betroffenen liegen Ergebnisse vor, einige der Personen leben im Ausland und sind für die Behörden nicht greifbar.
Bei 44 Betroffenen gibt es laut Mainka eine komplette Übereinstimmung mit der Hepatitiserkrankung des Mediziners, auch der Genotyp und ebenso der Subtyp seien gleich. Dies deute eindeutig auf den Narkosearzt als Quelle hin. "Es gibt keine andere Erklärung", sagte der Amtsarzt. Bei sechs Personen habe der Subtyp nicht festgestellt werden können, bei sieben seien nach einer Hepatitis-Erkrankung nur noch Antikörper gefunden worden. Fünf zusätzliche Fälle stuft das Amt als fraglich ein.