Moderater Alkoholkonsum geht bei Patienten mit früher rheumatoider Arthritis (RA) mit niedrigeren Spiegeln des C-reaktiven Proteins (CRP) einher. Das Ausmaß der Gelenkentzündung vermindert er aber nicht.
In der Allgemeinbevölkerung ist moderater Alkoholkonsum mit einer geringer ausgeprägten systemischen Entzündung assoziiert. Laut verschiedenen Studien folgt die Korrelation einem J- oder U-förmigen Kurvenverlauf – mit den niedrigsten CRP-Spiegeln bei Personen, die täglich ein bis zwei alkoholische Getränke konsumieren. Bei RA wurde der Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und dem Erkrankungsrisiko eingehend untersucht. Moderater Alkoholkonsum reduziert demnach das Risiko, an RA zu erkranken. Am geringsten ist es bei Menschen, die täglich etwa eine Alkoholeinheit konsumieren. Bei RA-Patienten geht moderater Alkoholkonsum nicht nur mit niedrigeren CRP-Spielen einher. Auch andere Entzündungsmarker wie die Erythrozyten-Sedimentationsrate, der lösliche Tumor-Nekrose-Faktor-Rezeptor II und die Interleukin-6-Spiegel sind reduziert. Letztere waren bei Konsumenten von etwa einer Einheit Alkohol pro Tag am niedrigsten.
In einer Studie mit 1.238 RA-Patienten wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und der Zahl der geschwollenen Gelenke (Swollen Joint Count, SJC) untersucht – ohne eine Assoziation zu finden. Die Autoren der vorliegenden Publikation gingen bei der Konzeption ihrer Studie jedoch davon aus, dass die Magnetresonanztomographie (MRT) eine höhere Sensitivität besitzt, um den Einfluss von Alkoholkonsum auf das Ausmaß der lokalen Entzündung bei RA zu erfassen. Ebenso wie bei RA-Patienten liegt auch bei einigen asymptomatischen Personen der Allgemeinbevölkerung eine niedriggradige Entzündung vor, die in MRT-Aufnahmen erkennbar ist. Die hier beschriebene Studie ging deshalb auch der Frage nach, ob ein Effekt von Alkoholkonsum auf die Gelenkentzündung bei asymptomatischen Personen vorhanden sei.
Durchgeführt wurde die Studie an Patienten mit früher RA, die an der niederländischen Leiden Early Arthritis Clinic (EAC) behandelt wurden. Einschlusskriterien waren mindestens ein geschwollenes Gelenk und eine Erkrankungsdauer von weniger als zwei Jahren. Von 1993-2016 wurden insgesamt 1.244 Patienten in die EAC-Kohorte eingeschlossen, von denen 1.070 in Fragebögen Angaben zum Alkoholkonsum machten. MRT-Untersuchungen sind seit 2010 Bestandteil des Studienprotokolls. Die Assoziation zwischen Alkoholkonsum und mittels MRT erfassbarer Entzündungsaktivität wurde an 188 konsekutiv eingeschlossenen Patienten untersucht. Die Kohorte asymptomatischer Personen umfasste 192 Freiwillige. Der Alkoholkonsum war in vier Kategorien eingeteilt: 1) kein Alkoholkonsum, 2) 1-7 Getränke pro Woche, 3) 8-14 Getränke pro Woche, 4) >14 Getränke pro Woche. Dies entspricht der Einteilung von keinem, einem, zwei oder mehr Getränken täglich, die in früheren Studien verwendet wurde.
64 % der Studienteilnehmer mit RA konsumierten Alkohol – im Median sechs Getränke pro Woche. Bei den asymptomatischen Freiwilligen waren es 70 % mit im Median sieben Getränken pro Woche. Bei der mittels MRT detektierbaren Entzündungsaktivität zeigten sich weder bei den Patienten noch bei den Freiwilligen signifikanten Unterschiede zwischen den vier Kategorien des Alkoholkonsums. Der Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und CRP-Spiegeln wurde in der Kohorte der 1.070 RA-Patienten untersucht. Von ihnen konsumierten 58 % Alkohol, bei im Median sechs Getränken pro Woche. Mit CRP-Spiegeln von 16, 11, 16 und 19mg/l in den vier Kategorien des Alkoholkonsums bestätigt die Studie den J-förmigen Kurvenverlauf, mit den niedrigsten CRP-Spiegeln bei 1–7 alkoholischen Getränken pro Woche. Ein Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und der Zahl der geschwollenen Gelenke fand sich auch in dieser Studie nicht.
Bei der Menge des wöchentlichen Alkoholkonsums mussten sich die Ärzte auf die Angaben der Patienten verlassen – und diese stimmen möglicherweise nicht mit dem tatsächlichen Konsum überein. Auch wurde nur nach der Zahl der Getränke gefragt und nicht nach der tatsächlich getrunkenen Menge. Informationen zur Art der alkoholischen Getränke liegen ebenfalls nicht vor. Diesbezüglich kommen einige Studien zu dem Ergebnis, dass sich der positive Effekt von Alkohol auf Marker systemischer Entzündungsprozesse auf Rotwein beschränkt. In anderen Studien wiederum hatte die Art des Alkohols keinen Einfluss.
Moderater Alkoholkonsum ist mit einer geringergradigen systemischen Entzündung sowie einem geringen Risiko assoziiert, an RA zu erkranken. Auf den Schweregrad der Gelenkentzündung hat er aber offensichtlich keinen Einfluss, nachdem in dieser Studie diesbezüglich nicht einmal ein Trend erkennbar war. Alkoholkonsum muss die systemische Entzündung demnach über Mechanismen beeinflussen, die die Gelenkentzündung nicht miteinbeziehen. Die Frage nach einem möglicherweise vorhandenen Effekt von Alkohol auf die Krankheitsprogression ließe sich nur durch eine Langzeitstudie beantworten.
Quelle:
Mangnus L, van Steenbergen HW, Nieuwenhuis WP et al. Moderate use of alcohol is associated with lower levels of C reactive protein but not with less severe joint inflammation: a cross-sectional study in early RA and healthy volunteers. RMD Open 2018; 4(1): e000577.