Veröffentlicht wurde die Studie, die sich mit hochsensitiven Biomarkern befasst, im Journal Molecular Cell.
HIV ist ein Virus, das sobald es den Körper infiziert, diesen nie wieder vollständig verlässt.
Es attackiert das Immunsystem, wodurch es zu einer erhöhten Infektanfälligkeit kommt. Insbesondere sind hier infektbedingte Neoplasien zu nennen. Ohne adäquate Therapie kann der Patient AIDS entwickeln.
Die antiretrovirale Therapie (ART) kann das Virus zwar nicht aus dem Körper beseitigen, dafür bleibt der Patient gesund und lebt fast genauso lange, wie es die normale Lebenserwartung ohne HIV vorsieht.
Forscher von der Universität Nebraska in Omaha und von der Universität Kalifornien in San Diego schlossen sich zusammen, um mehr über HIV und Alterungsprozesse zu erfahren.
Die Studie umfasste 137 Patienten mit HIV aber keinen weiteren Erkrankungen, die die Ergebnisse verfälschen könnten. Die Teilnehmer waren zuvor bereits in einer anderen Langzeitstudie involviert, in der es um das Monitoring der antiretroviralen Kombinationstherapie ging.
Die Kontrollgruppe bestand aus 44 HIV-negativen Individuen. Eine unabhängige Gruppe von 48 Teilnehmern, darunter HIV-positive und HIV-negative, wurde ebenfalls gebildet, um die Entdeckungen zu validieren.
Das Team nutzte ein neues Werkzeug, um epigenetische Veränderungen in den Zellen der Probanden besser zu verstehen. Epigenetische Veränderungen sind solche, die die DNA verändern, jedoch nicht die DNA-Sequenz.
Nachdem diese Veränderungen stattfinden, werden sie an die nachfolgenden Zellen nach der Zellteilung weitergegeben und beeinflussen so ganze Zellreihen.
Die derzeitige Forschung fokussiert Methylierung als Biomarker, um eine spezifische Veränderung zu beschreiben. Methylierung geschieht, wenn kleine chemische Gruppen an die DNA binden und somit das Kodieren von Proteinen vereinfachen.
Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die HIV-Infektion im Durchschnitt zu einer biologischen Alterung von 4,9 Jahren führt, verallgemeinert mit einem Mortalitätsrisiko, das um 19 Prozent höher ist.
Ältere Studien konnten beweisen, dass sich die Methylierung der DNA verändert während wir altern, sagt Koautor Trey Ideker, Professor für Genetik an der medizinischen Fakultät der Uni Kalifornien.
Es wird manchmal als “Entropie” oder “genetischer Drift” bezeichnet. Es bleibt jedoch unklar wie genau diese Veränderungen die Symptome des Alterns verursachen, aber es ist möglich, diese Veränderungen innerhalb einer Zelle zu beobachten.
Die Autoren erwarteten nicht solche eindeutigen Ergebnisse. Ebenso überrascht waren sie, dass die Alterungsprozesse bei Patienten, die fünf Jahre infiziert waren, genau so ausgeprägt sind wie bei denjenigen, die bereits zwölf Jahre das Virus in ihren Zellen hatten.
Koautor Prof. Howard Fox, vom Department of Pharmacology and Experimental Neuroscience an der Universität von Nebraska sagt:
“Das medizinische Problem bei der Behandlung von Menschen mit HIV hat sich verändert. Wir sorgen uns nicht mehr so viel um Infektionen, die durch die Immunsuppression entstehen. Das aktuell wichtigere Problem sind altersbedingte Erkrankungen wie kardiovaskuläre Krankheiten, neurokognitive Einschränkungen und Leberprobleme.”
Die Autoren glauben, dass auf lange Sicht Medikamente entwickelt werden könnten, die diese epigenetischen Veränderungen in der Gruppe der HIV-Erkrankten behandeln könnten.
Bis auf Weiteres wünschen sich die Forscher mehr Beachtung der altersbedingten Erkrankungen bei HIV-Patienten. Sie plädieren für eine gesunde Lebensweise, um das Risiko zu minimieren. Darunter fällt: Regelmäßiger Sport, gesunde Ernährung und die Vermeidung gefährlicher Drogen, Alkohol und Tabak.
Text: esanum/ ja
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