Dabei zeigt sich: Je größer die Praxis, desto intensiver ist das Engagement der Ärzte in der Ausbildung: In Einzelpraxen wird aktuell zu 28 Prozent ausgebildet, in den Jahren davor haben dies knapp 19 Prozent der Praxen getan. In Praxen mit zwei Ärzten schnellt die aktuelle Ausbildungsquote auf 50 Prozent, bei noch größeren Praxen auf über 72 Prozent. Es gibt nahezu keine Unterschiede zwischen Stadt und Land. Auch für die Zukunft soll das Engagement in der Ausbildung von Nachwuchs kontinuierlich hoch bleiben: 76 Prozent der Praxen und MVZ, die aktuell ausbilden, wollen dies auch in den nächsten Jahren fortführen.
Im Durchschnitt wurden je Praxis/MVZ 1,54 zukünftige MFAs ausgebildet. In gut drei Viertel der Praxen war eine Auszubildende tätig. Fast acht Prozent der Praxen/MVZ bilden drei oder mehr MFAs aus.
Der wichtigste Grund für Ausbildungsinvestitionen ist die Qualifizierung von Fachkräften, die langfristig in der Praxis eingesetzt werden sollen. Gut 61 Prozent halten dies für sehr wichtig, weitere 28 Prozent für wichtig. Das heißt, dass der Ausbildungsstart für die jungen Menschen in den allermeisten Fällen mit einer langfristigen Berufsperspektive verbunden ist.
Noch vor dem betriebswirtschaftlichen Aspekt des Einsatzes von Auszubildenden als Arbeitskräfte (sehr wichtig: 27 Prozent; wichtig: 53 Prozent) rangiert die Ausbildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe (sehr wichtig: 36 Prozent, wichtig: 48 Prozent).
Wenn Praxen nicht ausbilden, ist der wichtigste Grund, dass sich keine qualifizierten Bewerberinnen oder Bewerber finden ließen: rund 43 Prozent der Praxisinhaber haben diese Erfahrung gemacht. Nur etwa ein Viertel sagt, es bestehe absehbar kein Bedarf an Nachwuchs.
70 Prozent der Praxen wollten eine Nachwuchsstelle besetzen, 8,4 Prozent mehr als zwei Stellen. Grundsätzlich stoßen die Stellenausschreibungen und ein reges Interesse: 31 Prozent der Praxen erhielt auf eine ausgeschriebene Stelle sechs oder mehr Bewerbungen, 12,3 Prozent nur ein bis zwei Bewerbungen und lediglich 2,6 Prozent keine Bewerbung. 90 Prozent der Praxen gelang es, aufgrund der Bewerberlage den ausgeschriebenen Ausbildungsplatz tatsächlich zu besetzen.
Teilweise Sorgen bereitet allerdings die Qualifikation der Bewerber. Nur knapp ein Viertel der Praxisinhaber berichtet, dass alle eingehenden Bewerbungen brauchbar waren, fast 30 Prozent der Ärzte hielten mehr als jede zweite Bewerberin für geeignet. Aber fast 44 Prozent sagten, weniger als die Hälfte der Bewerberinnen hätte das Anforderungsprofil erfüllt. Sehr klein (2,3 Prozent) ist der Anteil der Praxen, die überhaupt keine geeignete Bewerbung erhielt.
In der Regel erwarten die Praxisinhaber die Mittlere Reife als erwünschten Schulabschluss, nur 3,7 Prozent geben sich mit einem Hauptschulabschluss zufrieden. Immerhin 15 Prozent der Praxen halten die Fachholschul- oder die allgemeine Hochschulreife für notwendig. Etwa zwei Drittel der Bewerberinnen erfüllen die Anforderung „Mittlere Reife“, knapp ein Drittel bleibt unter dieser Erwartung. Nur minimale 1,8 Prozent haben einen höheren Schulabschluss als gewünscht wird.
Die drei wichtigsten Anforderungen sind: Sozialkompetenz (65 Prozent sehr wichtig, 33 Prozent: wichtig), gefolgt von Belastbarkeit und IT-Kenntnissen. Zumindest was die Reihenfolge der Prioritäten angeht, decken sich Erwartungen und eingeschätzte Qualifikationsprofile der Praxisinhaber und der Bewerberinnen näherungsweise. Aber: Insbesondere was Sozialkompetenz, Belastbarkeit und Handlungsorientierung angeht, müssen die Praxisinhaber ihre Erwartungen erheblich zurückschrauben.
Rund ein Drittel der Praxen berichtet, dass es zwischen 2017 und 2021 zu Ausbildungsabbrüchen gekommen ist, 77,5 Prozent davon im ersten, 20,4 Prozent im zweiten Ausbildungsjahr. Wichtige Gründe dafür sind zu einem Drittel sozialer/familiärer Natur, zu gut einem Viertel der Wechsel in einen anderen medizinischen Beruf. Eine Unzufriedenheit mit den beruflichen Perspektiven oder, dass die Auszubildenden die schulischen oder praktischen Anforderungen nicht hätten erfüllen können, sein keine wichtigen Gründe für den Ausbildungsabbruch.
Erhoben wurde auch, in welchen Bereichen sich Reformbedarf in der Ausbildung gezeigt hat: An erster Stelle stehen dabei Ausbildungsinhalte aus dem Bereich der Praxisorganisation, vor allem im Bereich der Digitalisierung, gefolgt von Inhalten zur Begleitung von Patienten.