Die Forschung hatte es bereits befürchtet: Nach der ersten Überwinterung in Deutschland soll die Hyalomma-Zecke nun erstmals das Zecken-Fleckfieber übertragen haben. Ein Pferdehalter erkrankte.
Erstmals soll in Deutschland ein Mensch durch den Stich einer tropischen Riesenzecke an Fleckfieber erkrankt sein. In der Zecke sei der betreffende Erreger nachgewiesen worden, teilte die Universität Hohenheim in Stuttgart mit. Ein Pferdebesitzer aus dem Raum Siegen hatte eine Hyalomma-Zecke Ende Juli nach einem Stich an die Zeckenforscher in Hohenheim geschickt. Wenige Tage später war er mit schweren Krankheitssymptomen und Verdacht auf Zecken-Fleckfieber ins Krankenhaus gekommen. Er konnte erfolgreich mit Antibiotika behandelt werden.
"Damit wissen wir jetzt nicht nur sicher, dass die Hyalomma-Zecke auch Menschen sticht", sagte Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim. Klar sei auch, dass in Deutschland eine Übertragung des Zecken-Fleckfiebers durch die Tiere tatsächlich möglich ist. ÄrztInnen müssten künftig eine Infektion als mögliche Ursache in Betracht ziehen und entsprechend wachsam sein, sagte sie.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts ist Fleckfieber eine in Deutschland höchst selten auftretende Krankheit. In den vergangenen Jahren habe es nur vereinzelte Fälle gegeben, alle seien aus dem Ausland importiert worden.
Die Zahl gefundener Hyalomma-Zecken ist in Deutschland in den vergangenen Monaten und im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. "2019 haben wir zusammen bis jetzt schon 50 Exemplare in Deutschland gefunden. Letztes Jahr waren es insgesamt 35", sagt Mackenstedt. Von den 2019 gefundenen Exemplaren trägt laut Mackenstedt fast jedes zweite den Fleckfieber-Erreger in sich. Erstmals konnten nach Einschätzung des Experten in diesem Jahr Hyalomma-Zecken in Deutschland auch überwintern.
Der Fall des Pferdehalters aus dem Sauerland wird als Verdachtsfall behandelt, weil ein Direktnachweis des Erregers am Patienten nicht möglich war. "Die Behandlung des Patienten stand einfach an erster Stelle", sagte Gerhard Dobler, Mediziner am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. "Doch der unmittelbar vorausgegangene Zeckenstich, die typischen Symptome und vor allem der Nachweis des Erregers in der Zecke lassen keinen anderen Schluss zu, als dass es sich bei dem Fall um Zecken-Fleckfieber handelte."