Immer wieder Vitamin D

Hohes Vitamin D schützt weder vor Frakturen noch vor Stürzen. Wird zuviel getestet und Überbehandlung? Supplementieren? Cochrane-Analyse: bei Asthma?

Vitamin D steht nach wie vor im Fokus des Interesses. Hier soll nur kurz auf vier jüngere Arbeiten hingewiesen werden:

1. In Juni 2017 erschien die ViDA-Studie1. Es wurden knapp 50.000 gesunde Erwachsene zwischen 50 und 84 Jahren zur Teilnahme eingeladen, über 5000 aus der Region um Auckland, Neuseeland erhielten schliesslich randomisiert Placebo oder monatlich 100.000 IE Vitamin D, (entsprechend ~3.000 IE pro Tag) für durchschnittlich 3.4 Jahre.

Der Ausgangsspiegel von 25-OH-Vitamin D lag mit im Mittel 64 nmol/L im Normbereich. Am Ende war er in der Verum-Gruppe auf 120 nmol/L angestiegen. Es wurde kein Unterschied an Knochenbrüchen und Stürzen gefunden. Diese Studie wurde auf Grund ihres Designs recht heftig kritisiert2,3.

2. Auf der Jahrestagung der Amerikanischen Akademie für Dermatologie im März 2017 in Orlando meinte Barbara A. Gilchrest, Dermatologin am Massachussetts General Hospital in Boston, dass unnötigerweise viel zu viel - teure - Tests auf Vitamin D erfolgten und eine Übertherapie bestünde. Für die meisten Menschen seien Sonne und ausgewogene Ernährung ausreichend4.

3. Im November 2016 postulierten im British Medical Jounal drei Experten aus Auckland und Aberdeen (Bolland, Levy und Spector), dass nur besondere Risikogruppen zusätzlich zu Sonnenlicht und ausgewogener Ernährung Vitamin D-Supplemente (etwa 800-1000 IE/Tag) nehmen sollten, nicht aber die Allgemeinbevölkerung5. Abgesehen von den Risikogruppen, meine Dr. Spector: "the rest should avoid being treated for this pseudodisease“, und: "the focus should be on having a healthy lifestyle, sunshine, and a diversity of real food".

4. Eine Cochrane-Analyse untersuchte 7 Studien mit insgesamt 435 Kindern und 2 Studien mit zusammen 658 Erwachsenen aus verschiedenen Ländern der Welt, in denen Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Asthma 6-12 Monate Vitamin D oder Plazebo erhielten. Die Zahl schwerer Asthmaanfälle pro Patient sank mit Vitamin D von 0.44 auf 0.22 pro Jahr ab, deshalb nötige Krankenhausaufnahmen von 6% auf 3%.

Weder die Lungenfunktion noch die alltäglichen Asthmasymptome verbesserten sich jedoch6. Marek Lommatzsch, Pneumologe aus Rostock meinte dazu, die Studienlage sei nicht eindeutig genug, um eine Vitamin D-Gabe generell zu empfehlen7. In Deutschland läuft zu dieser Frage übrigens zur Zeit die EVITA-Studie an 11 Standorten.

Literatur

(1) K.T. Khaw et al.: Lancet Diabetes Endocrinol (online) 28. April 2017.

(2) R. Bouillon: Lancet Diabetes Endocrinol (online) 28. April 2017 (Commentary)

(3) A. Kurth, in: M.Frei, ViDa-Studie : Hochdosiertes Vitamin D schützt weder vor Knochenbrüchen noch vor Stürzen.
http://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4906054_print

(4) B.A.Gilchrest: American Academy of Dermatology (AAD) Annual Meeting. Presented March 3, 2017

(5) M.J. Bolland, L. Levy, Dr. Spector, in Brit. Medical Journal 2016, published online November 23, 2016

(6) A.R. Martineau et al.: Cochrane Library (online) 5. September 2016

(7) M. Lommatzsch, in: A. Brodmerkel, Cochrane-Analyse : Vitamin D senkt Zahl schwerer Asthmaanfälle – doch Supplementierung noch nicht empfohlen.
http://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4905338_print