Prof. Paul Spagnuolo von der University of Waterloo in Ontario und seine Kollegen publizieren ihre Ergebnisse (DOI: 10.1158/0008-5472.CAN-14-2676) im Journal Cancer Research.
Die akute myeloische Leukämie (AML) ist ein Tumor, der aus dem Knochenmark entspringt und die Reifung von Blutzellen behindert. Durch die Verdrängung des blutproduzierenden Knochenmarkes kommt es zu einer Insuffizienz der Hämatopoese, als Konsequenz werden abnormale Myeloblasten ins Blut abgegeben. Es wird geschätzt, dass die Inzidenz für Erwachsene in Deutschland bei 2,9-4,3/100.000 liegt. Die AML ist eine Erkrankung des Alters und tritt am häufigsten bei Menschen über 65 Jahren auf. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei circa 21%.
Nun glauben Prof. Spagnuolo und seine Kollegen einen Inhaltsstoff der Avocado, Avocatin B, gefunden zu haben, der einen vielversprechenden Ansatz für eine Therapie der AML liefern könnte. Mit einem Hochdurchsatzscreening für Zellen wurden die Effekte von Avocatin B auf humane Leukämiestammzellen untersucht. Die Forscher konnten sehen, dass Avocatin B selektiv die kanzerösen Zellen zerstört und die gesunden Blutzellen unberührt lässt.” Avocatin B zerstört nicht nur die Quelle der AML, sondern tut dies zielgerichtet, sodass es weniger toxische Effekte auf den Körper hat”, erklärt Prof. Spagnuolo.
Auch wenn es noch mehrere Jahre dauern wird, bis Avocatin B als Medikament eingesetzt werden kann, haben die Wissenschaftler sich mit einer kanadischen Behörde zusammengeschlossen und ein Patent für den Inhaltsstoff angemeldet, sodass sie nun klinische Studien planen können.
Avocatin B fällt in die Kategorie der Nutraceuticals. Dies sind Inhaltsstoffe aus Lebensmitteln, die potenziell therapeutische Eigenschaften haben. Die meisten Forscher beschäftigen sich in der Lebensmittelforschung mit Extrakten und ihrem möglichen klinischen Einsatz. Die Schwierigkeit bei Extrakten ist jedoch, dass ihre Zusammensetzung je nach Boden, Wetter und Standort schwankt.
Prof. Spagnuolo erklärt, dass die Evaluation eines Lebensmittelstoffes bezüglich seiner therapeutischen Wirksamkeit die Untersuchung auf molekularer Ebene erfordert. Dieser Ansatz liefert ein klares Verständnis dafür, wie der Stoff wirkt und es bedeutet zudem, dass man diese Effekte akkurat und verlässlich reproduzieren kann. “Die ausführliche Analyse des Nutraceuticals ist notwendig, um mit Avocatin B im Labor arbeiten zu können und einen verlässlichen Wirkstoff zu entwickeln, der in onkologischen Studien eingesetzt werden kann”, sagt Prof. Spagnuolo.
Text: esanum /ab