Minimal-invasive Verfahren ermöglichen punktgenaue Behandlung von Tumoren
Lungen- und Magenkrebs gehören zu den Krebsarten mit den niedrigsten Überlebenschancen für Patienten. In Deutschland leben fünf Jahre nach der Erstdiagnose nur noch 16 Prozent der Patienten. Bei Magenkrebs sind es 31,1 Prozent, so die Studie Eurocare, die zwischen 1999–2007 die Überlebensdauer von mehr als zehn Millionen Patienten in 29 Ländern fünf Jahre im Anschluss an die Diagnose einer Krebserkrankung analysierte.
Krebserkrankungen werden immer häufiger, was vor allem auf die wachsende Weltbevölkerung sowie das zunehmende Alter zurückzuführen ist. Allein 2012 wurde weltweit bei 14,1 Millionen Menschen Krebs festgestellt – elf Prozent mehr als vier Jahre zuvor. 8,2 Millionen Menschen starben an verschiedenen Arten von Krebs. Das belegen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Neue interventionelle onkologische Methoden, Systemtherapien sowie innovative Verfahren und Bestrahlungstechniken haben in den vergangenen Jahren die Prognosen für eine längere Lebensdauer verbessert, wenngleich nicht alle Operationen bei den Patienten erfolgreich sind. Der Vorteil von minimal-invasiven Methoden ist, dass diese mit anderen Therapien kombinierbar sind und in manchen Fällen sogar wiederholt werden können, so dass die Chancen für eine erfolgreiche Therapie sich positiv entwickelt haben.
Die Behandlung von Krebs ist für die Patienten häufig mit erheblichen Nebenwirkungen und chirurgischen Eingriffen verbunden. Durch den Einsatz von bildgesteuerten, minimal-invasiven Methoden der interventionellen Onkologie lassen sich die Heilungschancen von weitverbreiteten Krebsarten wie Lungen-, Nieren- und Leberkrebs steigern sowie die Zahl der Krankenhausaufenthalte reduzieren, sagen führende Onkologen und Radiologen. Die Lebensqualität erhöht sich.
Konzentration auf erkranktes Gewebe
„Minimal-invasive Verfahren der interventionellen Onkologie ermöglichen, sich gezielt auf das erkrankte Gewebe zu konzentrieren und die Auswirkungen auf den Rest des Körpers damit so gering wie möglich zu halten“, erklärt Professor Philippe L. Pereira vom Cancer Center SLK-Kliniken Heilbronn. „Bei Patienten mit Lungenkrebs oder Lungenmetastasen werden dünne Sonden – Radiofrequenz-Sonden oder Mikrowellen-Antennen – unter lokaler Betäubung oder Vollnarkose in die Tumore eingeführt, die dann durch hohe Temperaturen von etwa 100 °C zerstört werden.“ Gesundes Gewebe bleibe von der Behandlung weitgehend unberührt. Thermische Ablation nennt sich dieses Verfahren.
Erste klinische Studien haben gezeigt, dass Thermoablationsverfahren genauso effektiv sein können wie eine chirurgische Resektion – allerdings nur für kleine Lungentumore und Metastasen von einer Größe von bis zu drei Zentimetern. Der Vorteil besteht darin, dass eine Thermoablation auch bei Patienten mit eingeschränkter Lungenfunktion durchgeführt und bei erneuter Tumorerkrankung bei selektierten Patienten wiederholt werden kann.
Zielgenaue Chemotherapie
Alternativ werden bei der Chemoembolisation – einer zielgenauen, hochdosierten Chemotherapie – mit Medikamenten beladene Mikropartikel über einen Katheter bildgesteuert gezielt in das Tumorgewebe appliziert. Da nur ein geringer Teil der Chemotherapie gesunde Zellen berührt, kann die Dosis in den Tumoren wesentlich höher als bei herkömmlichen Chemotherapien gewählt und der Tumor mit einer größeren Wahrscheinlichkeit zerstört werden – bei geringerer Belastung und weniger Nebenwirkungen für den Patienten. Bei der Radioembolisation wird radioaktives Material sogar direkt in den Tumor gespritzt, was es ermöglicht, ihn zu kontrollieren.
Fast alle Eingriffe in der interventionellen Onkologie erfolgen minimal-invasiv durch einen winzigen Stich in die Haut und erreichen so die erkrankten Organe. Dadurch sinkt das operative Risiko für den Patienten, während sich gleichzeitig der Genesungszeitraum nach einer Behandlung verkürzt. Überlebenswahrscheinlichkeit und Lebensqualität des Patienten steigen damit bei zahlreichen Krebserkrankungen deutlich an.
Ein interessantes Video zu der Thematik vom rbb Fernsehen.
Neue Hoffnung bei Krebs.