“Wir können Erreger nicht aus der Welt schaffen, aber besser davor schützen”, sagte Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, am Dienstag in Düsseldorf bei der Vorstellung der Hygiene-Initiative “Keine Keime”.
Die Aktion, an der sich im Laufe des Jahres landesweit 353 Krankenhäuser beteiligen, richtet sich an Ärzte, Patienten und Besucher. Informiert wird mit einer Ausstellung, Broschüren und Plakaten. Die Häuser bieten zum Teil auch einen Selbsttest an, der das Ergebnis von Waschen und Desinfizieren der Hände überprüft. Ziel ist auch, darüber aufzuklären, wie alle zur Prävention beitragen können.
NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) erklärte, die Initiative biete die Chance, das Bewusstsein für die Hygiene in den Krankenhäusern weiter zu stärken. “Bei der Verbesserung der Krankenhaushygiene und des Infektionsschutzes darf es keinen Stillstand geben”, sagte die Ministerin. Wichtig sei auch, Menschen durch Aufklärung Ängste zu nehmen.
Brink sagte, multiresistente Erreger seien ein weltweites Problem, dem sich auch das medizinische Versorgungssystem in Deutschland stellen müsse. Immer mehr Erreger können mit bestimmten Antibiotika nicht bekämpft werden, sie sind inzwischen immun gegen diese Mittel. Das liegt nach Ansicht von Fachleuten auch am Einsatz von Antibiotika in der Tiermast. Wirksame “Reserve-Antibiotika” darf im Krankenhaus nur ein Oberarzt verschreiben.
“Wir sind weit davon entfernt zu sagen: ‘Wir sind perfekt'”, sagte Matthias Blum, Geschäftsführer der NRW-Krankenhausgesellschaft. Er wies darauf hin, dass mit einem Anteil von 80 Prozent die meisten Antibiotika in Deutschland an Tiere verabreicht würden.
Laut Krankenhausgesellschaft gehen Infektionen mit sogenannten MRSA-Keimen langsam zurück. Dagegen gebe es wirksame Mittel. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden 2014 in NRW 1204 Infektionen mit Keimen des Typs MRSA nachgewiesen. Im Jahr zuvor waren es 1354. Noch größere Sorgen bereiteten sogenannte Multiresistente gramnegative Bakterien (MRGN), die im Darm vorkommen. Hier gebe es weniger “Reserve-Antibiotika”, erklärte die Krankenhausgesellschaft.
Text und Foto: dpa /fw