Bisse der Kriebelmücke nehmen in Deutschland zu

Ihr Biss ist schmerzhaft und kann starke Schwellungen und lange anhaltenden Juckreiz verursachen: Die Kriebelmücke ist immer häufiger auch in unseren Regionen anzutreffen.

Der etwas andere "Mückenstich"

Mehr Lebenszyklen der Parasiten und somit mehr Bisse in heißen Sommern

Im Unterschied zu gewöhnlichen Stechmücken sticht die Kriebelmücke nicht, sondern sie beißt. Mit ihren sägeartigen Mundwerkzeugen ritzt sie ein Loch in die Haut und schlürft aus der sich dort sammelnden Blutpfütze. Ihr Biss hinterlässt daher eine regelrechte kleine Wunde. All dies tut sie meist unbemerkt, denn im Gegensatz zu ihren engen Verwandten fliegt sie geräuschlos an und verursacht kein Gefühl von Berührung auf der Haut.3

Über den Speichel werden auch blutgerinnungshemmende Mittel, ein Schmerzmittel (um unbemerkt zu bleiben) und einige Toxine in die Wunde abgegeben.4 Auf diese Fremdproteine sind allergische Reaktionen wie Rötungen, Schwellung, Überwärmung und Blutergüsse möglich. Der Juckreiz ist oft sehr stark und kann teils Wochen anhalten.3

Weidetiere können so viele Stiche zugleich erleiden, dass eine Blutvergiftung und ein anaphylaktischer Schock eintreten können ("black fly fever", auch "Simuliose" genannt).5

Wie kann man sich vor Bissen schützen?

Bevorzugt hält sich dieser Parasit an fließenden Gewässern (Bächen, Flussläufen, wo ihre Larven gedeihen) und auf Weiden auf. Zum Glück fühlt sie sich in geschlossenen Räumen nicht wohl. Während sich die männlichen Tiere von Blütennektar ernähren, saugen die Weibchen Blut von Tieren, um Eier zu legen – am liebsten von Rindern oder Pferden, aber auch von Menschen und Vögeln. Ihre Hochzeit der Aktivität ist tagsüber.5

Zur Prävention genügt lange Kleidung (idealerweise in heller Farbe), geschlossene Schuhe und eine Kopfbedeckung. Da die Kriebelmücke keinen Saugrüssel hat, kann sie durch Stoffe nicht hindurch beißen, daher gilt: Je mehr exponierte Haut bedeckt ist, desto besser.3,4 Auch die üblichen Mückenabwehrprodukte mit DEET (Cave Sicherheitsprofil), Picaridin oder Zitronen-Eukalyptusöl (OLE) sind wirksam.4

Gebissen – was nun?

Auch wenn es schwerfällt, ist das Wichtigste, nicht an den Läsionen zu kratzen, da oft erst hierdurch Bakterien in die Wunde gelangen. Es ist sinnvoll, die Bissstelle zu desinfizieren und den Juckreiz zu behandeln, etwa durch sanfte lokale Kühlung und Auftragen eines juckreizstillenden Gels (am besten aus dem Kühlschrank). Falls zur Hand, während der Stich noch frisch ist, kann auch ein elektronischer Stichheiler den Juckreiz lindern. In schweren Fällen kann ggf. eine kortisonhaltige Creme zum Einsatz kommen.3

Infizierte Bisse oder Menschen mit besonders vielen Bissen sollten ärztlich betreut werden.
Oft gesehen werden sehr starke Schwellungen oder rote Streifen, die sich von der Stichstelle zum Körper hin ausbilden. In schweren Fällen können sich auch Fieber, Schüttelfrost und allgemeines Unwohlsein (Blutvergiftung) bis hin zu Kreislaufreaktionen entwickeln.3

Nicht zu vergessen sind sekundäre Krankheitserreger, die von Kriebelmücken an den Menschen übertragen werden könnten. In Afrika und Südamerika ist hier vor allem die Flussblindheit (Onchozerkose) relevant, für die die Kriebelmücke ein Zwischenwirt ist.5 Auch auf Weidetiere können sie verschiedene Krankheitserreger übertragen, darunter Protozoen und Nematoden (Fadenwürmer). Ob die Kriebelmücke unter europäischen Bedingungen auch Krankheiten auf den Menschen übertragen kann, muss näher untersucht werden – bisher ist in unseren Breiten kein vergleichbares Risiko beschrieben.4-6

Weitere Informationen zu Insektenstichen und Infektionserkrankungen

Quellen:
  1. Hannemann, P. Furchtbar juckende Wunden: Fieser Zweiflügler beißt Menschen in die Haut. CHIP https://www.chip.de/news/Furchtbar-juckende-Wunden-Fieser-Zweifluegler-beisst-Menschen-in-die-Haut_184393904.html (2024).

  2. Cunze, S., Jourdan, J. & Klimpel, S. Ecologically and medically important black flies of the genus Simulium: Identification of biogeographical groups according to similar larval niches. Science of The Total Environment 917, 170454 (2024).

  3. Rundfunk, B. Kriebelmücke : Schmerzhafte Bisse erkennen und behandeln. https://www.ardalpha.de/wissen/natur/tiere/insekten/kriebelmuecken-stechen-nicht-sondern-beissen-entzuendung-100.html (2024).

  4. Biting Gnat/Black Fly Control. Metropolitan Mosquito Control District https://mmcd.org/biting-gnat-control/.

  5. Kriebelmücken – Meister der Verwandlung. https://vorarlberg.at/documents/302033/472313/BlickInsWasser_12_2022_Kriebelm%C3%BCcken.pdf/06110e93-eb77-b38e-a01a-22fe02620617?t=1671786365570.

  6. Black Flies | Public Health and Medical Entomology | Purdue | Biology | Entomology | Insects | Ticks | Diseases | Monitoring | Control | Hot Topics | Agriculture | Extension. https://extension.entm.purdue.edu/publichealth/insects/blackfly.html.

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