Ärzte, Gesundheitsämter und Sozialarbeiter in Thüringen sind nach Einschätzung des Landesfrauenrates bislang kaum auf die besonderen Gesundheitsprobleme geflüchteter Frauen eingestellt. Das betreffe nicht nur die seelischen Folgen der oft lebensbedrohlichen Flucht, sagte die Vorsitzende Ilona Helena Eisner vor einer Fachtagung zur Gesundheitsversorgung der Frauen an diesem Mittwoch. Besonders heikel sei der Umgang mit Frauen, die in ihrer Heimat Opfer von Genitalverstümmelung geworden seien. “Für sie ist das ein Tabu-Thema, das mit viel Scham verbunden ist.”
Betroffene Frauen kommen nach Beobachtungen des Landesfrauenrates meist aus nordafrikanischen Ländern, oft versuchten die Frauen mit der Flucht auch der archaischen und lebensgefährlichen Prozedur in ihrer Heimat zu entgehen. Offenkundig werde die Verstümmelung etwa bei Schwangerschaftsuntersuchungen oder der Geburtsvorbereitung. Der Landesfrauenrat habe schon Rückmeldungen von Hebammen erhalten, die damit zu tun hatten. “Es kommt vor”, sagte Eisner. “Jeder Fall ist einer zu viel.”
Geburtshelferinnen, Frauenärzte und Krankenhäuser müssten für einen besonders behutsamen Umgang mit den betroffenen Schwangeren, deren Ängste vor einer Geburt und möglichen Komplikationen besonders groß seien, sensibilisiert werden. Großen Bedarf sieht der Landesfrauenrat zudem an spezifischen Hilfsangeboten für traumatisierte Flüchtlingsfrauen. Anders als Männer seien viele Frauen während der Flucht Erniedrigungen bis hin zu körperlicher Gewalt ausgesetzt gewesen.
Text: dpa /fw
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