Mediziner aus Atlanta und Frankfurt/Main haben Forschungsergebnisse zum Einsatzes einer Kombinationstherapie und zu einer möglichen sexuellen Übertragbarkeit des Lassafiebers veröffentlicht.
Etwa 100.000 bis 300.000 Patienten erkranken jährlich in Westafrika an Lassafieber und einzelne Fälle wurden auch nach Europa und die USA importiert. Die Sterberate beträgt bis zu 15 bis 20 Prozent bei den Fällen, die schwer erkrankt sind und eine Krankenhausbehandlung benötigen. Wirksame Medikamente sind noch wenig erforscht und nur begrenzt verfügbar. 2016 wurden zwei Patienten mit einer Lassaerkrankung in Atlanta sowie in Frankfurt versorgt. Beide Patienten wurden mit eine Kombinationstherapie aus den Medikamenten Ribavirin und Favipiravir behandelt und haben die Erkrankung überlebt.
"Wir können anhand dieser beiden Fälle noch keine zuverlässige Aussage über die Wirksamkeit von Favipiravir in Kombination mit Ribavirin treffen. Deshalb müssen umfangreichere Studien durchgeführt werden – insbesondere mit Blick auf die kritische Versorgungssituation mit dem Medikament Ribavirin", sagt PD Dr. Timo Wolf vom Universitätsklinikum Frankfurt. Er ist gemeinsam mit Associate Professor Colleen Kraft vom Emory University Hospital in Atlanta Letztautor eines Artikels, der jüngst im internationalen Fachjournal Clinical Infectious Diseases veröffentlicht wurde.
Die Forscher haben bei der Auswertung außerdem festgestellt, dass sich der Virus noch über einen längeren Zeitraum in Körperflüssigkeiten nachweisen ließ. Bislang ging man von einer Verbreitung der Krankheit ausschließlich über Nagetiere oder bei schwer Erkrankten während der ungeschützten, medizinischen Behandlung aus. "Aufgrund der Ergebnisse müssen wir auch eine sexuelle Übertragung der Erkrankung in Erwägung ziehen", erklärt PD Dr. Wolf.
Bisher sind noch kaum Medikamente mit einem erwiesenen Nutzen bekannt. Ribavirin ist die einzige Substanz, für die bisher eine Wirksamkeit gegen Lassaerkrankungen belegt werden konnte. Favipiravir wurde gegen verschiedene andere RNA-Viren erfolgreich eingesetzt. Dabei handelt es sich um Viren, deren Genom aus Ribonukleinsäure besteht. Zu dieser Gruppe zählt auch das Lassafieber. Aufgrund dieser Ausgangslage wurden die zwei Patienten in Atlanta und Frankfurt jeweils mit einer Kombination aus beiden Wirkstoffen behandelt. Allerdings beendeten die Ärzte die Behandlung nach fünf Tagen, da es zu einem Leberwertanstieg kam. Dieser könnte jedoch laut den Autoren auch durch die Virusinfektion an sich erklärt werden. Bei einem Patienten trat zudem ein Vorhofflimmern auf, das sich nach Beendigung der Therapie nicht fortsetzte.
PD Dr. Wolf betont: "Angesichts der aktuellen Versorgungssituation muss dringend an diesen Medikamenten weitergeforscht werden. Vor allem Ribavirin kann die Sterblichkeit senken, wenn es früh genug verabreicht wird. Der Wirkstoff soll am besten – wie bei diesen beiden Patienten – intravenös verabreicht werden. Leider ist diese Substanz mittlerweile nur noch in der oralen Form verfügbar, was den dringenden Bedarf für die Prüfung weiterer, antiviraler Substanzen deutlich macht. Favipiravir wiederum kann auch in Tablettenform verabreicht werden."
Die Forscher haben bei ihrer Untersuchung eine weitere Erkenntnis gewonnen. In beiden Fällen ließ sich über längere Zeit noch Virus-RNA in Körperflüssigkeiten wie Blut, Samen und Urin nachweisen. Üblicherweise wird die Lassaerkrankung durch Kontakt mit Nagetieren oder deren Exkrementen übertragen sowie bei engem Kontakt mit schwer Erkrankten bei deren Behandlung ohne Schutzmaßnahmen. Die Ergebnisse der beiden Fälle deuten jetzt auf eine alternative Ansteckungsmöglichkeit. Die Autoren gehen davon aus, dass auch eine sexuelle Übertragung der Erkrankung möglich sein könnte.