Derzeit finde ein forcierter Verdrängungswettbewerb statt, unter dem das Klinikpersonal und die Patienten gleichermaßen zu leiden hätten, kritisierte Johna.
"Immer mehr kommerzielle Steuerungs- und Regulierungsinstrumente dominieren die Versorgung und setzen falsche Anreize. Das schadet der Qualität und untergräbt das Vertrauen in das gesamte System."
Mit Blick auf die Pandemiebekämpfung warnte Johna, die selbst Infektiologin ist, vor einer Unterschätzung künftiger Risiken. Es müsse damit gerechnet werden, dass sich im Herbst und Winter wieder mehr Menschen infizierten und erkrankten, möglicherweise werde auch Influenza wieder eine größere Rolle spielen. Ausdrücklich begrüßte sie die Forderung der Konferenz der Ländergesundheitsminister nach einer rechtzeitigen Anpassung des Infektionsschutzgesetzes.
In einer Resolution plädierte die Hauptversammlung des größten deutschen Ärzteverbandes für eine zügige Reform der Notfallversorgung, wie dies im Koalitionsvertrag angekündigt ist.
"Entscheidend wird es sein, in Zeiten des bereits bestehenden Fachkräftemangels und eines zunehmenden Ausscheidens der geburtenstarken Jahrgänge aus dem Berufsleben unnötige Doppelkontakte der Notfallpatienten zu vermeiden."
Auszug aus dem Delegiertenbeschluss
Der Marburger Bund hatte bereits im Herbst 2017 gemeinsam mit der KBV ein Konzept für eine mögliche Reform der Notfallversorgung vorgelegt. Im September 2018 legte der Sachverständigenrat in seinem Gutachten eine Reformkonzeption vor. Gleichwohl ergriffen weder Gesundheitsministerium noch Parlament in der vergangenen Legislaturperiode die Initiative.
Einen neuen Anlauf hat vor kurzem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit der Einsetzung eines Expertenrats gemacht, der auf konkrete, vom Ministerium formulierte Fragestellungen Lösungsoptionen für die Klinikreform erarbeiten soll.
Mit Blick auf das wachsende Engagement börsennotierter Unternehmen oder Private-Equity-Gesellschaften als Investoren bei Medizinischen Versorgungszentren fordert der Marburger Bund die Schaffung eines öffentlichen Registers, das Transparenz über Besitzverhältnisse und medizinische Verantwortlichkeiten herstellt. Für Patienten müsse die Trägerschaft auf dem Praxisschild ersichtlich sein. Um Monopolbildungen entgegenzuwirken, schlägt der Marburger Bund vor, die Zahl der Kassensitze und Fachrichtungen pro Eigentümer zu beschränken.
Ferner haben die Klinikärzte Kriterien für die digitale Transformation der Krankenhäuser formuliert. Das Ziel müsse sein, die Qualität der Arbeit von Ärzten und der Versorgung zu verbessern. Um dies zu erreichen, sei es notwendig,