Dabei handelt es sich um eine seltene Erkrankung des Herzmuskels, welche die Symptome eines Herzinfarkts imitiert. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie, die auf den Scientific Sessions 2016 der American Heart Association vorgestellt wurde.
Die Forscher fanden heraus, dass Konsumenten von Marihuana im Vergleich zu Nicht-Konsumenten eine fast doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Stress Kardiomyopathie haben – auch dann, wenn man alle anderen kardiovaskulären Risikofaktoren berücksichtigt. Die aktive Verwendung von Marihuana wurde entweder durch die Angaben der Patienten oder durch die Bestimmung eines Markers im Urin festgestellt.
Die Auswirkungen von Marihuana, vor allem auf das kardiovaskuläre System, sind gegenwärtig noch weitestgehend unklar. Aufgrund der voranschreitenden Verfügbarkeit und Legalisierung, sollten die Menschen wissen, welche kurz- und längerfristigen Schäden der Konsum des pflanzlichen Rauschmittels hervorrufen kann. Der jetzigen Studie ist es gelungen zumindest die Auswirkungen von Marihuana auf Herz und Blutgefäße genauer zu beleuchten.
Die Stress-Kardiomyopathie ist eine plötzliche, in der Regel vorübergehende Schwächung des Herzmuskels, welche die Pumpfähigkeit des Herzens einschränkt und zu Brustschmerz, Atemnot, Schwindel und manchmal auch Ohnmacht führt.
In den Daten der Nationwide Inpatient Sample finden sich in den Jahren von 2003 bis 2011 33.343 Menschen, die mit einer Stress Kardiomyopathie in den Vereinigten Staaten hospitalisiert wurden. Davon wurden 210 (weniger als ein Prozent) zusätzlich als Marihuana-Nutzer identifiziert.
Verglichen mit Nicht-Konsumenten, waren die Marihuanakonsumenten unter ihnen eher jünger, männlich und wiesen im Mittel weniger kardiovaskuläre Risikofaktoren, wie Bluthochdruck, Diabetes oder hohe Cholesterin-Spiegel vor.
Doch obwohl sie jünger waren und weniger Risikofaktoren vorwiesen, hatten die Marihuana-Konsumenten mit Kardiomyopathie signifikant häufiger einen Herzstillstand (2,4 Prozent vs. 0,8 Prozent) und benötigten häufiger einen implantierbaren Defibrillator, der gefährliche Abnormale Herzrhythmen erkennen und korrigieren sollte (2,4 Prozent gegenüber 0,6 Prozent).
Die Autoren sind sich einig, dass das Auftreten von Stress-Kardiomyopathien in jüngeren Patienten, die Marihuana verwendeten, auf eine mögliche Verbindung hinweist und dass diese weiter untersucht werden sollte.
Marihuana-Konsumenten haben im Vergleich zu Nicht-Konsumenten mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Depression (32,9 Prozent vs. 14,5 Prozent), Psychosen (11,9 Prozent vs. 3,8 Prozent), Angststörungen (28,4 Prozent vs. 16,2 Prozent), eine Tendenz zum Alkoholismus (13,3 Prozent vs 2,8 Prozent), Tabakkonsum (73,3 Prozent gegenüber 28,6 Prozent) sowie zu multiplen Substanzmissbrauch (11,4 Prozent gegenüber 0,3 Prozent). Da einige von diesen Faktoren das Risiko für eine Stress-Kardiomyopathie bekanntermaßen erhöhen können, haben die Forscher diese Risikofaktoren bei ihrer Analyse berücksichtigt, um die Assoziation zwischen Marihuanakonsum und Stress-Kardiomyopathie isoliert zu untersuchen.
Die Studie hat dennoch einige Limitationen. Da es sich um eine retrospektive Studie handelt, ist es den Machern nicht möglich nachzuvollziehen, wie häufig die konsumierenden Patienten Marihuana rauchten oder wie lang der Zeitraum zwischen der Verwendung von Marihuana und dem Auftreten der Stress Kardiomyopathie war. Beobachtungsstudien wie diese sind generell nicht dazu gemacht die Ursache und Wirkung nachzuweisen; Daher kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass Marihuana eine direkte Ursache einer Stress-Kardiomyopathie darstellt. Da die durch das Forscherteam verwendete Datenbank keinerlei Aussagen über die Lokalisation der Hospitalisierung trifft, konnten die Forscher darüber hinaus nicht bestimmen, ob Marihuana-bezogene Herzprobleme möglicherweise in den Bundesstaaten vermehrt auftreten, in denen die Verwendung legal ist.