Mediziner machen schlechte Erfahrungen mit Ärztebewertungsportalen

Umfrage: Jeder zweite Arzt hat bereits negative Erfahrungen mit Patienten gesammelt. Am meisten Sorge haben die Mediziner davor, Patienten könnten auf Bewertungsportalen die Unwahrheit über sie ver

Umfrage: Jeder zweite Arzt hat bereits negative Erfahrungen mit Patienten gesammelt. Am meisten Sorge haben die Mediziner davor, Patienten könnten auf Bewertungsportalen die Unwahrheit über sie verbreiten.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Ärzte-Netzwerks esanum. Ärzte legen großen Wert auf ihren Ruf. Mehr als 90 Prozent der Mediziner ist der Ruf wichtig oder sogar sehr wichtig. Besonders niedergelassene Mediziner mit einer Einzelpraxis geben ihrer Reputation eine enorme Wichtigkeit.

Die Umfrage lässt auch Rückschlüsse auf die Bedeutung von Ärztebewertungsportalen wie Jameda und Sanego zu. Fast 60 Prozent halten die dortigen Bewertungen für wichtig oder sehr wichtig beziehungsweise zumindest für relevant. Bei Einzelpraxen fällt dieser Wert noch einmal höher aus.

Die Erfahrungen der Mediziner mit Ärztebewertungsportalen sind eher durchwachsen. Jeder zweite Arzt hat schon einmal schlechte Erfahrungen mit derartigen Webseiten gemacht, weil er/sie sich dort ungerecht bewertet fühlte. Bei weiblichen Ärzten liegt der Anteil mit 54 Prozent noch einmal geringfügig höher. Angst haben die Mediziner besonders davor, dass Patienten auf Bewertungsportalen die Unwahrheit über sie verbreiten könnten. 82 Prozent gaben diese Antwort. Deutlich geringer (45 Prozent) ist die Sorge, dass ihre fachliche oder soziale Kompetenz in Frage gestellt oder Praxis-Mitarbeiter negativ beurteilt werden könnten. 32 Prozent haben Angst vor Beleidigungen und Schmähungen, aber nur neun Prozent, dass ihnen eine zu große Nähe zur Industrie unterstellt werden könnte. Die Sorge um die eigene Reputation ist bei Medizinern mit einer Einzelpraxis am größten.

Reputation ist mehr als 90 Prozent der Ärzte wichtig

In mehreren Urteilen haben Gerichte in Deutschland entschieden, dass die Ärzte mit Bewertungen leben müssten, die eine eigene Meinung des Patienten widerspiegeln, während sie gegen falsche Tatsachenbehauptungen vorgehen und auch unter bestimmten Bedingungen eine Löschung verlangen können. Weiterhin sind Ärzte in Deutschland sehr zurückhaltend, wenn es um die Nutzung des Internets und insbesondere von sozialen Netzwerken für die Kommunikation mit Patienten geht. 79 Prozent der Befragten sagen, sie würden Facebook, Twitter und Co. nie für den Dialog mit Patienten verwenden. Nur sieben Prozent würden soziale Netzwerke zu diesem Zweck häufig nutzen. Insgesamt 131 Ärzte beteiligten sich an der esanum-Umfrage. Am häufigsten waren Allgemeinmediziner, Internisten, Gynäkologen und Chirurgen unter den Teilnehmern vertreten.

Eine aktuelle Umfrage des C.S. Mott Children’s Hospital im US-Bundesstaat Michigan unter Eltern zeigt, dass fast ein Drittel von ihnen sich vor einem Arztbesuch über die Bewertungen von Ärzten informieren. Allerdings sind auch 69 Prozent der Meinung, es gebe auf derartigen Portalen Fake-Ratings. Eine eigene Beurteilung hätten bislang nur 11 Prozent abgegeben.

Weitere Umfrageergebnisse.

Rechtsanwältin Dr. Wiebke Baars im Interview über Möglichkeiten der Ärzte, sich gegen Beleidigungen und Schmähungen im Internet zu wehren.

Bewertungsportal

Text: V. Thoms
Foto: Pop Paul-Catalin / Shutterstock.com