Viele Krankenhäuser auf dem Land beschäftigen Mediziner aus Weißrussland oder Syrien. Wer nicht aus der EU kommt, muss zunächst seinen Abschluss anerkennen lassen. Die zuständige Behörde in Niedersachsen hat viel Arbeit.
In Niedersachsen erhalten immer mehr ausländische Ärzte eine Berufserlaubnis. Diese ist zeitlich befristet und geht in der Regel der staatlichen Zulassung von Medizinern aus Nicht-EU-Ländern voraus. Im vergangenen Jahr wurden 962 Berufserlaubnisse und 454 Approbationen an Ärzte sowie Zahnärzte erteilt, wie der Niedersächsische Zweckverband zur Approbationserteilung (Nizza) der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Vorwiegend stammten sie aus dem arabischen und nordafrikanischen Raum sowie aus Ost- und Südeuropa. Die Tendenz sei steigend, erklärte die Behörde. Seit Jahresbeginn wurden bis Anfang Oktober bereits 508 Approbationen und 883 Berufserlaubnisse erteilt.
Bundesweit arbeiteten 2017 mehr als 50.800 ausländische Mediziner, mehr als doppelt so viele wie noch 2011. Zugewanderte Ärzte sind häufig in Kliniken in der Provinz beschäftigt. Wer innerhalb der EU ein Medizinstudium absolviert hat oder als Arzt anerkannt wurde, bekommt die Approbation in Deutschland automatisch.
Die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker, hatte sich in der Vergangenheit mehrfach dafür stark gemacht, die Hürden für ausländische Ärzte zu erhöhen. Mediziner aus Nicht-EU-Ländern sollten das deutsche Staatsexamen absolvieren, fordert die Kammerchefin. Im Kampf gegen den Ärztemangel sei es keine Lösung, Fachkräfte aus ärmeren Ländern abzuwerben. Vielmehr müsse die Landesregierung sofort 200 zusätzliche Medizinstudienplätze in Niedersachsen schaffen.
Seit einer Gesetzesänderung auf Bundesebene im Jahr 2016 sei das Verfahren zur Beurteilung der ausländischen Abschlüsse aufwendiger, sagte Meike Meyer-Wrobel von der Approbationsbehörde Nizza. Jedes einzelne Fach müsse inhaltlich geprüft werden. "Die Antragszahlen steigen und steigen. Wir kommen aufgrund des Personals gar nicht hinterher", sagte sie.
Im Klinikalltag sind Deutschkenntnisse unerlässlich - ausländische Ärzte müssen dabei auch medizinische Fachbegriffe beherrschen. Gefordert ist ein fortgeschrittenes Sprachniveau (C1), das in einer sogenannten Fachsprachprüfung festgestellt wird. Auch hier gibt es eine steigende Tendenz: Im Jahr 2017 wurden bei der Ärztekammer Niedersachsen im Auftrag von Nizza 783 Fachsprachprüfungen abgenommen. Zwischen Januar und Oktober 2018 waren es schon 657 Prüfungen.