Mehr Knochenbrüche durch Protonenpumpenhemmer?

Protonenpumpen-Inhibitoren stellen bei Erwachsenen wie Kindern ein gängiges Mittel zur Behandlung der Refluxkrankheit dar. Eine aktuelle Studie weist allerdings auf, dass der Wirkstoff bei Kindern das Risiko für Knochenbrüche deutlich steigern kann.

Beobachtungen treffen auch auf gesunde Kinder zu

Protonenpumpen-Inhibitoren stellen bei Erwachsenen wie Kindern ein gängiges Mittel zur Behandlung der Refluxkrankheit dar. Eine aktuelle Studie1 weist allerdings auf, dass der Wirkstoff bei Kindern das Risiko für Knochenbrüche deutlich steigern kann.

Die Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) als Volkskrankheit zu bezeichnen, ist wohl kaum vermessen. Knapp ein Fünftel der deutschen Bevölkerung - ungefähr 18 Prozent - leidet an Symptomen, die auf chronischen Säurereflux zurückzuführen sind, dies gilt für Erwachsene wie Kinder. Aufgrund der hohen Varianz unterschiedlicher Symptome wissen viele für gewöhnlich nicht einmal, dass sie an der Verdauungserkrankung leiden. Dabei ist GERD im Normalfall gut zu behandeln.2

Das am häufigsten gewählte Mittel zur Behandlung stellt der Protonenpumpenhemmer dar. Für gewöhnlich wird das Medikament für 4 bis 12 Wochen verschrieben, doch in einigen Fällen kann auch ein Langzeitgebrauch erforderlich werden.3 Dass die PPI-Nutzung insbesondere bei Kindern auch zu gesundheitlichen Nachteilen führen kann, konnte ein US-amerikanisches Forschungsteam in einer jüngst im Journal of Pediastric Gastroenterology and Nutrition veröffentlichten Studie erkennen. Im Vergleich zu Kindern ohne PPI-Behandlung konnte das Forschungsteam bei Kindern mit Protonenpumpenhemmer-Behandlung ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche ermitteln. "Das war eine Feststellung, die wir bei ansonsten kerngesunden Kindern machen konnten," wird das Team beim Online-Portal "EurekAlert!" zitiert.4

Risiko durch PPI-Gebrauch um 20 Prozent erhöht

Für die Studie1 griffen die Forschenden auf die Datenbank des Pediatric Hospital Information System und somit 51 Kinderkrankenhäuser in den USA zurück. Ermittelt wurden die Gesundheitsdaten von PatientInnen im Alter zwischen 6 Monaten und 15 ½ Jahren. Die gesundheitliche Entwicklung der Kinder wurde über einen Studienzeitraum von über 2 Jahren hinsichtlich Krankenhauseinweisungen aufgrund von Knochenbrüchen überwacht. Hierbei wurde eine Testgruppe von über 32.000 PPI-behandelten Kindern einer Kontrollgruppe desselben Umfangs gegenübergestellt.

Dabei stellte das Forschungsteam fest, dass Kinder, die mit Protonenpumpenhemmer behandelt wurden gegenüber Kindern ohne PPI-Behandlung deutlich häufiger Knochenbrüche erlitten (1.4% vs 1.2%, P = 0.019). Auch nach Anpassung der Daten hinsichtlich verschiedener Kriterien konnten die Forschenden nach wie vor eine deutliche Abweichung zwischen den untersuchten Gruppen erkennen (P = 0.017). Somit konnte das Forschungsteam bei Kindern, die mit Protonenpumpen-Inhibitoren behandelt wurden, eine Odds-Ratio von 1.2, also ein um 20 Prozent erhöhtes Risiko für Knochenbrüche erkennen. Interessant war zudem, dass die PPI-Kohorte vor allem Brüche im Bereich der unteren Extremitäten, der Rippen und Wirbelfrakturen erlitt, obwohl Brüche in den oberen Extremitäten die häufigsten Einweisungsgründe darstellten.

Medikamentengebrauch auf benötigten Zeitraum reduzieren

Dr. Nathan Robert Fleishman, der leitende Studienautor, erläutert: "Das allgemeine Risiko für Knochenbrüche ist auch nach PPI-Behandlung relativ gering, auch wenn unser Studiendesign eher dazu neigt, das reelle Risiko für Knochenbrüche etwas zu verringern. Natürlich sind Protonenpumpenhemmer wirksame Medikamente und spielen bei der Behandlung einiger Krankheiten eine wichtige Rolle. Wir sollten nur, wie bei allen Medikamenten, die wir verschreiben, potentielle Risiken immer im Hinterkopf behalten."4

Dr. Thomas Attard, ein Mitverfasser der Studie, fügt im Hinblick auf die Studienrelevanz hinzu: "Viele Menschen profitieren von der Nutzung von Protonenpumpen-Inhibitoren. Unsere Studienergebnisse betonen allerdings, wie wichtig es ist, dass ihr Gebrauch auf den wirklich benötigten Zeitraum reduziert wird."

Quellen: 
1. The Clinical Characteristics of Fractures in Pediatric Patients Exposed to Proton Pump Inhibitors Fleishman et al. Journal of Pediatric Gastroenterology and Nutrition: March 12, 2020 doi: 10.1097/MPG.000000000000269
2. https://www.medtronic.com/de-de/patienten/erkrankungen/refluxkrankheit/gerd.html 3. https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/verdauungsst%C3%B6rungen/speiser%C3%B6hrenerkrankungen-und-schluckst%C3%B6rungen/gastro%C3%B6sophageale-refluxkrankheit-gerd 4. https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-03/wkh-ard031720.php