Die Servicestellen für einen schnellen Termin beim Facharzt haben sich nach Ansicht der Kassenärzte nicht bewährt und gehören wieder abgeschafft. Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sowie die Krankenkassen hingegen halten die vor einem Jahr eingeführte Facharztvermittlung weiterhin für notwendig.
Wer gesetzlich krankenversichert ist, kann sich seit Ende Januar 2016 mit einer dringlichen Überweisung vom Hausarzt an ein Callcenter wenden. Die Mitarbeiter müssen dem Patienten innerhalb einer Woche einen Termin bei einem Facharzt vermitteln. Auf den Termin dürfen die Patienten dann maximal vier Wochen warten. Gelingt das nicht, können sie im Krankenhaus Hilfe suchen.
Die Zahl der Termine, die tatsächlich Patienten vermittelt worden seien, liege im ersten Jahr seit der Einführung bundesweit unter 120 000, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, der Deutschen Presse-Agentur. Er fügte hinzu: "Wir hatten in diesem Zeitraum 580 Millionen ambulante Behandlungsfälle."
Die Gesamtzahl der Anfragen könne man in drei Kategorien aufteilen: ein Drittel der Menschen suche allgemeine Informationen, ohne einen Termin zu erfragen, ein Drittel habe nicht den nötigen Überweisungsschein, und ein Drittel bekommt tatsächlich einen Termin bei einem Facharzt vermittelt. "Es gibt weniger als zehn Patienten, die wir nicht vermitteln konnten", sagte Gassen.
Hauptsächlich nachgefragt würden vier Fachgruppen: Nervenärzte, Hautärzte, Gastroenterologen (Spezialisten für Magen-Darm-Erkrankungen) und Orthopäden. Die Einführung der Terminservicestellen war Teil des Versorgungsstärkungsgesetzes. Für die Terminvermittlung sind die 17 regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen zuständig.
Gesundheitsminister Gröhe sagte der dpa: "Monat für Monat helfen die Terminservicestellen zehntausend Versicherten, wenn’s mit dem Facharzttermin hakt. Das ist eine Stärkung der Patientenrechte. Es bleibt die Aufgabe aller Beteiligten, dafür zu sorgen, dass die Vermittlung von Facharztterminen für alle Versicherten reibungslos funktioniert."
Die Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Doris Pfeiffer, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Die Terminservicestellen haben sich insgesamt bewährt." Sie erwarte von der Ärzteschaft, dass sie "weiter daran arbeitet, Wartezeiten für kranke Menschen zu verringern".
Es könnte noch deutlich mehr Menschen geholfen werden, "wenn die Kassenärztlichen Vereinigungen offensiv für die Terminservicestellen werben würden, statt dieses Angebot praktisch zu verstecken". 2017 wird das Angebot Pfeiffer zufolge sogar noch ausgeweitet. Ab 1. April seien die Terminservicestellen auch für die Vermittlung von Psychotherapeuten zuständig.