Laut der Deutschen Ophtalmologischen Gesellschaft (DOG) tragen rund 140 Millionen Menschen weltweit Kontaktlinsen, etwa drei Viertel davon vernachlässigen hierbei die Hygiene und Pflege ihrer Sehhilfen – mit den möglichen Folgen einer Bindehaut oder Hornhautentzündung. Hierbei sind rund 30% aller Keratitiden mit dem Tragen von Kontaktlinsen assoziiert. Als schwerwiegende Komplikation von Keratitiden kann sich ein schmerzhaftes Hornhautgeschwür (Ulcus corneae) entwickeln, das nicht nur die Sehkraft einschränkt, sondern im schlimmsten Fall eine Hornhauttransplantation zur Folge haben kann.
Kontaktlinsenträger haben ein höheres Risiko an einer Augeninfektion zu erkranken als Personen, die keine Kontaktlinsen tragen. Warum dies so ist, versuchen Forscher des NYU Langone Medical Center in New York City genauer heraus zu finden. Hierfür haben sie einen hochspezialisierten genetischen Test gewählt, mit dem sich das Mikrobiom des Auges darstellen lässt.
Die Wissenschaftler untersuchten für ihre Analysen hunderte Abstriche sowohl von benutzten Kontaktlinsen, als auch von verschiedenen Lokalisationen am Auge – unter anderem auch direkt darunter. Die genetischen Testungen erlaubten Rückschlüsse auf die Anwesenheit bestimmter Bakterien.
Vorgestellt wurden die Ergebnisse der Studie auf dem diesjährigen Treffen der amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie. Dabei wurde betont, dass die Mikroorganismen, die in den Augen von Kontaktlinsenträgern zu finden sind, in ihrer Zusammensetzung viel eher dem Bereich unterhalb des Auges ähnelten als denen, die in der Kontrollgruppe ohne Kontatklinsen zu finden waren.
Teilgenommen an der Studie haben 9 Personen, die täglich Kontaktlinsen benutzten und zum Vergleich 11 Personen, die keine trugen. Auf der Bildehaut der ersten Gruppe fanden die Forscher einen dreifach erhöhten Anteil der Bakterien Methylobacterium, Lactobacillus, Acinetobacter und Pseudomonas. Interessanterweise wurde allerdings eine höhere Anzahl von Staphylokokken bei den Personen ohne täglichen Gebrauch von Kontaktlinsen gefunden.
Als nächstes möchte das Team untersuchen, ob durch den direkten Druck der Kontaktlinsen auf die Hornhaut und Bindehaut das Immunsystem des Auges verändert wird, oder nicht. Dadurch erhoffen sie sich Aufschluss über die Unterschiede in der Bakterienzusammensetzung – welche Bakterien unterdrückt werden, welche sich vermehren können.
Dr. Jack Dodick, Professor für Augenheilkunde an der NYU Langone, sieht vor allem in der Hygiene ein Problem. Die Prävalenz von Hornhautgeschwüren (Ulcus corneae) hat seit der Einführung weicher Kontaktlinsen in den 1970er Jahren zugenommen. Ein üblicher Keim der dazu führen kann ist Pseudomonas. Weil diese Studie vermutet, dass diese vor allem von der umgebenden Haut ins Auge gelangen, sollte die Aufmerksamkeit auf eine bessere Handhygiene gelenkt werden, um ernste Komplikationen zu vermeiden.
“Die Studie zeigt klar, dass es kein neutraler Akt ist, einen Fremdkörper ins Auge einzubringen”, sagt auch die Mikrobiologin Maria Gloria Dominguez-Bello, die an der Studie mitgewirkt hat. “Es sei wichtig, besser zu verstehen, warum Kontaktlinsenträger vermehrt dazu neigen Augeninfektionen zu entwickeln.”
Text: esanum/zk