Sich in der eigenen Haut wohlfühlen - das ist für viele Frauen nicht einfach. Besonders schwierig kann es werden, wenn sich durch eine Chemotherapie die Haut verändert und Haare ausfallen. Schminkkurse soll Krebspatientinnen helfen.
Marita Ranzenberger ist eine Frau, die viel lacht - und sie hat Brustkrebs. Ihre Angst: "Dass ich hinterher nicht mehr die Gleiche bin wie vorher", sagt die 59-jährige Rheinhessin. Sie tue alles dafür, damit es bleibe wie vorher. "Ich will rausgehen, ich will am Leben teilnehmen und da will ich nicht schwer krank aussehen."
Für das gesündere Aussehen greift sie deshalb bei einem speziellen Schminkkurs für krebskranke Frauen zum Kosmetikstift. Sieben weitere Teilnehmerinnen sitzen an dem Morgen mit Ranzenberger in einem Raum im einem Mainzer Krankenhaus. "Ich hab mir schon auf YouTube angeschaut, wie man schminken kann", erzählt die Rheinhessin. Mit jemanden, der direkt Tipps gebe, gehe es aber besser.
Die Frauen greifen neugierig in die großen grauen Taschen, die an ihren Plätzen stehen. Döschen, Tuben und Fläschen bedecken bald die Tische. Ein Produkt lässt Ranzenberger erst mal den Kopf schütteln: "Wozu brauchen wir denn Shampoo?" Sie selbst verliere bereits durch die Chemotherapie Haare. Deshalb hänge daheim eine Perücke an der Wäscheklammer, aber das sei nicht so ihr Ding, erzählt die 59-Jährige.
Die Kosmetikerin versucht, sie und die anderen Kursteilnehmerinnen zu beruhigen: Haare, Wimpern und Augenbrauen würden nach der Chemotherapie nachwachsen. Bis dahin lernen die Frauen unter anderem, wie sie den Verlust zumindest etwas mit Schminkstiften und Kopftüchern kaschieren können. "Der Haarausfall ist das, was das Aussehen extrem verändert", erklärt die Kosmetikerin. "Deswegen ist es da ganz wichtig, Tipps zu geben."
Ein anderes häufiges Problem: Die Haut sei durch die Krebstherapie sehr trocken und empfindlich, sagt die Fachfrau. Daher müsse sie anders gepflegt werden als gesunde Haut. Grundsätzlich gelte beispielsweise "nicht rubbeln, eher abtupfen". Bei rissiger Haut sollten wegen des Infektionsrisikos Einmal-Waschlappen genutzt werden. Den Kursteilnehmerinnen rät sie außerdem, Schwämme und Schminkpinsel regelmäßig zu waschen. Ranzenberger lächelt: "Das haben sie auf YouTube auch gesagt."
Die Kosmetikseminare für krebskranke Frauen werden unter anderem von der gemeinnützigen Organisation DKMS Life angeboten, die ihren Sitz in Köln hat. In Rheinland-Pfalz beteiligen sich mehrere Krankenhäuser an dem Programm - neben Mainz gibt es die Kurse beispielsweise in Neuwied, Trier und Kaiserslautern. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) bewertet das Angebot positiv. "Das stärkt das Selbstwertgefühl und das erleichtert den Umgang mit der Erkrankung, sprich dem eigenen Körper", sagte eine Sprecherin der DKG in Berlin. Denn je nach Krankheitsverlauf, könne das Empfinden des eigenen Körpers stark darunter leiden.
Neben Schminkkursen gebe es noch andere Möglichkeiten, das Gefühl zu verbessern. "Es gibt Maßnahmen, die zwischen der Medizin und der Kosmetik stecken", sagte die Sprecherin. Wenn beispielsweise bei Brustkrebs die Brust abgenommen werde, könne von Fachleuten die Brustwarze auf der Haut medizinisch nachpigmentiert werden. "Das kann man sich vorstellen wie ein Tattoo."
Nicht nur äußerlich hat der Brustkrebs in Ranzenbergers Leben Spuren hinterlassen. "Es verändert sich alles." Vor allem ihre Einstellungen und ihre Prioritäten hätten sich verschoben. Sie versuche trotzdem, nicht immer an den Krebs zu denken und viel zu lachen. "Ich hoffe, dass ich da irgendwie durchkomme." Es gebe aber nicht nur Schattenseiten, sie bekomme sehr viel Hilfe und Zuspruch durch ihre Familie und Freunde: "Das empfinde ich als unheimlich positiv." Wenn man versuche, der Situation etwas Gutes abzugewinnen, helfe das sehr. Mit überzeugter Stimme sagt Ranzenberger zu der Kursteilnehmerin neben ihr: "Natürlich packen wir das."
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