Mittelmeer-Diät senkt das Rheuma-Risiko bei Männern

Laut einer schwedischen Fall-Kontroll-Studie reduziert die Mittelmeer-Diät das Risiko, an rheumatoider Arthritis (RA) zu erkranken. Der protektive Effekt beschränkt sich demnach allerdings auf Männer und die seropositive RA.

Frauen profitieren offenbar nicht

Laut einer schwedischen Fall-Kontroll-Studie reduziert die Mittelmeer-Diät das Risiko, an rheumatoider Arthritis (RA) zu erkranken. Der protektive Effekt beschränkt sich demnach allerdings auf Männer und die seropositive RA.

Der Ätiologie der RA liegt ein komplexes Zusammenspiel von genetischen und Umweltfaktoren zugrunde. Bisher konnten allerdings nur wenige modifizierbare Risikofaktoren identifiziert werden, was die Möglichkeiten der Primärprävention einschränkt. Während Rauchen das Erkrankungsrisiko erhöht, geht moderater Alkoholkonsum mit einem verminderten Risiko einher. Dem Verzehr von Fisch (insbesondere von Arten, die reich an langkettigen, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren sind) sowie körperlicher Aktivität wird ebenfalls ein möglicherweise schützender Effekt vor RA zugeschrieben.

Die Mittelmeer-Diät

Die Mittelmeer-Diät ist eine überwiegend auf pflanzlichen Nahrungsmitteln aufbauende Ernährungsform mit einem hohen Anteil an Früchten, Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten, einem moderaten Anteil an Fisch, Alkohol und weißem Fleisch und einem geringen Anteil an rotem Fleisch und Zucker.       
30–40 % des täglichen Energiebedarfs wird durch Fette gedeckt, bei einem hohen Quotienten von einfach ungesättigten zu gesättigten Fettsäuren. Diese Form der Ernährung wird mit einem verminderten Risiko für kardiovaskuläre und Krebserkrankungen sowie mit einer niedrigeren Gesamtsterblichkeit in Verbindung gebracht. Aufgrund der vermuteten anti-inflammatorischen Eigenschaften könnte die Mittelmeer-Diät auch das Risiko für entzündlich bedingte Erkrankungen wie die RA senken. Bislang wurde ein Zusammenhang mit der RA allerdings nur in einer Substudie der in den USA durchgeführten Nurses Health Study (NHS) untersucht. Hinzu kommt noch eine in Schweden durchgeführte „Nested“ Fall-Kontroll-Studie, in der es aber nicht der Hauptendpunkt war. In keiner der beiden Studien wurde ein Zusammenhang festgestellt.

Die EIRA-Studie

Ziel der nun publizierten schwedischen Studie war es, den Zusammenhang zwischen Mittelmeer-Diät und RA-Risiko zu untersuchen und dabei RA-Subtypen, Geschlecht und andere Risikofaktoren mit einzubeziehen. Eingeschlossen wurden Teilnehmer der "Swedish epidemiological investigation of RA" (EIRA), die 1996 als populationsbasierte Fall-Kontroll-Studie begonnen wurde und bis heute läuft. Das Ausmaß, nach dem sich die Teilnehmer in den zwölf Monaten vor der Befragung der Mittelmeer-Diät entsprechend ernährt hatten, wurde mit einem von 0 (=gar nicht) bis 9 (=maximal möglich) reichenden Score bewertet. Moderater Alkoholkonsum (10–30g täglich bei Männern und 5–25g täglich bei Frauen) ging ebenfalls mit einem Punkt in die Berechnungen ein.

RA-Risiko bei Männern halbiert

Eingeschlossen in die Studie wurden 1.721 Patienten mit RA (Fälle) und 3.667 Kontrollen aus der EIRA-Studie. Teilnehmer mit 6–9 Punkten auf der Skala galten als hoch adhärent bei der Durchführung der Mittelmeer-Diät. Unter den RA-Patienten war dieser Anteil mit 24,1 % geringer als in der Kontrollgruppe mit 28,2 %. Verglichen mit Patienten mit schlechter Adhärenz (0–2 Punkte) reduzierte eine hohe Adhärenz (6–9 Punkte) das Risiko, an RA zu erkranken, signifikant um 34 % (OR=0,66; 95 % CI 0,55–0,79). Nach der Stratifizierung nach dem Geschlecht blieb der schützende Effekt aber nur bei Männern erhalten – mit einer Halbierung des Erkrankungsrisikos (OR=0,49; 95 % CI 0,33–0,73; Frauen: OR=0,94; 95 % CI 0,74–1,18). Die Stratifizierung nach dem RA-Subtyp ergab nur für die seropositive RA eine inverse Korrelation zwischen der Punktezahl auf der Diät-Skala und dem Risiko, an RA zu erkranken.

Limitationen

Eine Limitation der Studie ergibt sich dadurch, dass die Ernährungsgewohnheiten im Jahr vor der RA-Diagnose auf den Angaben der Patienten basieren. Solche auf Erinnerung beruhenden Erhebungen bergen den Autoren zufolge grundsätzlich die Gefahr der Verzerrung. Auch können schon vor der Diagnose aufgetretene Frühsymptome der RA dazu geführt haben, dass Patienten ihre Ernährung umgestellt haben. Nach Daten einer anderen schwedischen Studie behalten RA-Patienten ihre Ernährung aber auch nach der Diagnose weitgehend bei.

Fazit

Die vorliegende Studie zeigt eine inverse Korrelation zwischen der Mittelmeer-Diät und dem Risiko, an RA zu erkranken, auf. Dabei aufgedeckte geschlechterspezifische Unterschiede wurden auch schon in Bezug auf kardiometabolische Variablen beobachtet, was darauf schließen lässt, dass Männer mehr von einer Mittelmeer-Diät profitieren könnten als Frauen. Unterschiede in der Ätiologie der seropositiven und der seronegativen RA sind ebenfalls bekannt – sowohl was genetische als auch Umweltfaktoren betrifft.

Quelle:
Johansson K, Askling J, Alfredsson L et al. Mediterranean diet and risk of rheumatoid arthritis: a population-based case-control study. Arthritis Res Ther 2018; 20: 175