Die Justizvollzugsanstalten in Niedersachsen müssen sich verstärkt mit neuartigen und schwer nachweisbaren Drogen auseinandersetzen. Die sogenannten neuen psychoaktiven Substanzen (NPS) könnten für die Häftlinge sehr gefährlich sein, sagte Justizministerin Barbara Havliza (CDU) am Montag. "Die Gefangenen wissen häufig gar nicht, was sie da in welcher Intensität zu sich nehmen." Die gesundheitlichen Folgen seien drastisch und teils lebensbedrohlich. Zuvor hatte der NDR darüber berichtet.
Die neuartigen Drogen bewirken laut Ministerium Aggressivität, Desorientierung und Realitätsverlust bis hin zu Blackouts, Sinnestäuschungen/Halluzinationen und Wahrnehmungsstörungen. Auch akut intensivmedizinische Notfallbehandlungen seien notwendig, hieß es. Seit Ende 2019 seien 17 neue psychoaktive Stoffe analysiert worden. Genaue statistische Daten zum Konsum der Drogen liegen dem Ministerium nach eigenen Angaben zwar noch nicht vor. Schätzungen zufolge gibt es aber pro Justizvollzugseinrichtung im Land einmal in der Woche einen Fund. Niedersachsen verfügt über 13 Gefängnisse.
Die Drogen werden mit Hilfe von Angehörigen oder Bezugspersonen über Papier oder Kleidung in die Haftanstalten geschmuggelt. Nahezu alles, was in einer Zigarette aufgenommen werden könne und brennbar sei, eigne sich zum Konsum durch Rauchinhalation, hieß es. Es bedürfe nur kleiner Mengen chemischer Reinsubstanzen, um die Drogen herzustellen. So sei der Schmuggel leicht.
Das Ministerium hat nach eigener Darstellung mit engmaschigeren Überprüfungen und verbesserten Testmethoden reagiert. Im kommenden Jahr sollen zehn neue Stellen im Justizvollzug geschaffen werden, um das Problem zu lösen. Wegen der Vielzahl psychoaktiver Substanzen und ständig veränderter chemischer Zusammensetzungen seien zuverlässige Tests sehr schwer. Ein drogenfreier Vollzug sei für die Resozialisierung wichtig, betonte Havliza. "Deshalb ist es mir wichtig, dass in den Anstalten engmaschig kontrolliert wird."