Menschen mit Diabetes müssen ihre Glukose- und HbA1c-Werte stets im Blick haben. Auch Daten zu Blutdruck, Augen, Nieren- und Fettstoffwechsel sind wichtig für die Therapie. Seit Montag gibt es eine überarbeitete Neuauflage des Gesundheits-Pass Diabetes, damit genau das gelingt.
Begleit- und Folgeerkrankungen vermindern die Lebenserwartung von DiabetespatientInnen im Durchschnitt um fünf bis sechs Jahre. Außerdem entstehen in Deutschland dadurch Gesundheitskosten von etwa 21 Milliarden Euro pro Jahr. "Der Gesundheits-Pass Diabetes ist ein zentraler Bestandteil der Prävention von diabetischen Begleit- und Folgeerkrankungen. Er gibt Behandelnden und Patienten einen Überblick über alle notwendigen Vorsorgeuntersuchungen rund um Diabetes. Wichtige Untersuchungsergebnisse werden hier dokumentiert. Außerdem können Quartalsziele zwischen Arzt und Patienten vereinbart und im Pass festgehalten werden", erklärt DDG Präsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer.
"Darüber hinaus stärkt er die Arzt-Patienten-Kommunikation und die Bereitschaft des Patienten, sich umfassend mit seinem Diabetes zu beschäftigen", ergänzt Dr. med. Jens Kröger von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Der Pass wurde inhaltlich und strukturell überarbeitet und erschien am 5. April in neuer Auflage und erstmals auch in den Sprachen Englisch, Türkisch, Arabisch und Russisch beim Kirchheim Verlag.
Insbesondere die Coronapandemie zeigt auf, wie vulnerabel Diabetespatienten sind: Sind Stoffwechseleinstellung und allgemeiner Gesundheitszustand schlecht, ist das Risiko eines schweren COVID-19-Krankheitsverlaufes stark erhöht. Daher gilt es – insbesondere während der Coronapandemie – Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig wahrzunehmen und sich bei Notfällen unbedingt weiterhin an Praxen und Kliniken zu wenden. "Der Pass ist also gerade in Pandemie-Zeiten außerordentlich hilfreich und wichtig", betont Professor Dr. phil. Bernhard Kulzer, der als Mitglied des DDG Ausschusses "Qualitätssicherung, Schulung & Weiterbildung" die Neuauflage initiiert hat. Denn auch hinsichtlich des Infektionsschutzes war es den Herausgebern ein besonderes Anliegen, dass die STIKO-Empfehlung zur Grippeschutzimpfung für Diabetespatienten, in den Pass aufgenommen werden. In dem Gesundheits-Pass Diabetes können zudem die aktuellen COVID-19-Impfungen eingetragen werden, zu denen die Experten Diabetespatienten dringend raten. Aktuell können sich Menschen mit einem Diabetes mellitus, unabhängig vom Typ der Erkrankung, je nach Blutzuckereinstellung und Begleiterkrankungen prioritär für eine Impfung anmelden.
Darüber hinaus wurde das Feld "Technische Untersuchungen" präzisiert. Grund hierfür ist auch die zunehmende Anzahl von Menschen mit einer nichtalkoholischen Fettleber (NAFLD). Denn entwickele sich die NAFLD zu einer nichtalkoholischen Fettleber-Hepatitis (NASH), steige das Risiko schwerer Komplikationen wie Leberzirrhose und Tumoren. "Etwa jede zehnte Lebertransplantation wird derzeit aufgrund einer NASH vorgenommen", mahnt Kulzer. "Wir haben daher auch die Lebersonografie neu hinzugenommen, um diese Erkrankung frühzeitig zu diagnostizieren."
Der Pass wurde auch strukturell überarbeitet: Die Felder für die Untersuchungsart wurden vergrößert, um das Ausfüllen zu vereinfachen. "Hier haben wir auf Rückmeldungen der Behandler reagiert und den Pass somit verbessert", so Kulzer, von der Arbeitsgemeinschaft "Diabetes und Psychologie".
Der Gesundheits-Pass Diabetes wird seit 1995 von der DDG und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe herausgegeben. Er erscheint in Kooperation mit dem Deutschen Diabetiker-Bund, dem Diab-Care-Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der International Diabetes Federation (IDF). Anlass war die Motivation, die Folgeschäden des Diabetes zu senken. Ärzte und Patienten können den neuen Gesundheits-Pass Diabetes kostenlos unter folgender Rufnummer bestellen: 0711/66 72 14 83 (SVK, Kirchheim-Verlag) oder unter http://www.kirchheim-shop.de.