Der erste Halt in Heidelberg führt Prinz William und Herzogin Kate in ein Krebsforschungszentrum. Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen sieht das auch als Bestätigung seiner jahrzehntelangen Arbeit.
Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen steht im Türrahmen seines Büros in Heidelberg und wedelt mit der Zeitung. "Ich kann Ihnen gleich sagen: Darüber weiß ich sehr wenig", meint der 81-Jährige und lächelt. In der Zeitung winken Prinz William und Herzogin Kate auf einem Foto in die Kamera. Zur Hausen wird die beiden treffen, wenn sie an diesem Donnerstag (20. Juli) das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in der Neckarstadt besuchen. Den Wissenschaftler freut die Visite. "Es ist ein Zeichen, dass unser Haus offenkundig in der Forschung einen guten Ruf genießt."
Harald zur Hausen gelang es in den Achtzigerjahren nachzuweisen, dass Gebärmutterhalskrebs durch bestimmte Typen von Papillomviren (HPV) ausgelöst wird. Mit seiner Forschung legte er den Grundstein für die Entwicklung eines Impfstoffes. In der Heimat des royalen Paares - Großbritannien - werden damit rund 80 Prozent der jungen Mädchen geimpft: etwas, was sich zur Hausen auch in Deutschland wünscht. Hierzulande sei es maximal die Hälfte, erzählt der Mann in der cremefarbenen Stoffhose und einem fein-gemustertem Hemd.
Nach dem Empfang mit dem DKFZ-Vorstand und Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) trifft auch er am Donnerstag die Delegation aus London im Krebsforschungszentrum. Dem königlichen Besuch sieht der gebürtige Westfale "mit Interesse entgegen". 2008 traf er Schwedens König Carl Gustaf, der ihm in Stockholm den Nobelpreis überreichte. Das erzählt der Wissenschaftler kein bisschen großspurig. Auch sein Büro wirkt auffällig bescheiden.
Urkunden seiner Auszeichnungen sucht man auf den 15 Quadratmetern vergeblich. Zeitschriften stapeln sich auf einem massiven Eck-Schreibtisch, Kunstgegenstände zieren seine Kommode. "Von diesen Andenken besitze ich zu viele", sagt er mit leicht spöttischem Unterton. Die Souvenirs bringe er von seinen Reisen mit, die ihn häufig nach Südafrika führen, dem Geburtsland seiner Frau. Dort fotografiert er leidenschaftlich gern Tiere.
Noch immer verbringt zur Hausen morgens etwa zwei Stunden im Labor, um mit seiner elf Leute großen Arbeitsgruppe zu diskutieren. Die "technischen Dinge" überlasse er den Jüngern. "Die sind darin rascher als ich." Neben seinem Haus in Wald-Michelbach (Hessen) besitzt er inzwischen eine Wohnung in Heidelberg. "Falls es später wird", erklärt der Wissenschaftler - er sei ja nicht mehr der Jüngste.
Ans Aufhören denke er nicht. Seit Jahren untersuche er mit seiner Gruppe den Zusammenhang von rotem Fleisch und Dickdarmkrebs. Zur Hausen vermutet, dass hiesige Milchrinder Viren übertragen und Krebs beim Menschen verursachen können. Auch beim Entstehen von Krankheiten wie Multiple Sklerose (MS), Alzheimer und Parkinson könnten diese Viren eine Rolle spielen. "Wir arbeiten intensiv daran. Erste Ergebnisse legen nahe, dass die Arbeitshypothese begründet ist."