In Afghanistan hat eine Polio-Impfkampagne in nur 15 der 34 Provinzen des Landes wie geplant begonnen. Für die verbleibenden 19 Provinzen lehnten die seit August herrschenden militant-islamistischen Taliban es ab, Impfteams von Haus zu Haus gehen zu lassen. Dort solle der Impfstoff gegen Kinderlähmung ab kommenden Montag in Moscheen verteilt werden, sagte der Polio-Koordinator des Gesundheitsministeriums, Naik Wali Schah Momin, der Deutschen Presse-Agentur am Montag.
Nach Angaben eines weiteren Vertreters der Behörde, der nicht namentlich genannt werden wollte, haben die Taliban Sicherheitsbedenken in diesen 19 Provinzen, weil es in der Vergangenheit dort zu tödlichen Angriffen auf Impfteams gekommen sei. Früher stießen diese Teams in Gebieten, die von den Taliban kontrolliert wurden, immer wieder auf Schwierigkeiten. Die Islamisten warfen ihnen vor, Informationen zu sammeln und an Sicherheitskräfte der damaligen Regierung weiterzugeben.
Die Impfkampagne in Afghanistan haben die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das UN-Kinderhilfswerk Unicef mit den Taliban ausgehandelt. Diese sind seit dem Abzug ausländischer Truppen Ende August an der Macht. Geimpft werden sollen unter anderem mehr als drei Millionen Kinder in Regionen, die für humanitäre Helfer seit drei Jahren nicht mehr zugänglich waren. Afghanistan hat rund 37 Millionen Einwohner.
Polio ist eine ansteckende Infektionskrankheit und kann Lähmungen auslösen und zum Tod führen. Bis auf Afghanistan und Pakistan haben alle Länder der Welt die Wild-Polioviren besiegt.