PreP ist kein Freibrief für kondomlosen Sex

Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) sind überproportional von sexuell übertragbaren Infektionen (STI) betroffen. Gerade der Gebrauch der HIV-Präexpositionsprophylaxe (PreP) scheint die Rate an STI weiter zu steigern.

Mehr STI extragenital und asymptomatisch

Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) sind überproportional von sexuell übertragbaren Infektionen (STI) betroffen. Gerade der Gebrauch der HIV-Präexpositionsprophylaxe (PreP) scheint die Rate an STI weiter zu steigern. Immer öfter treten STI bei MSM extragenital und daher oft asymptomatisch auf. 

Die Verfügbarkeit der PreP in Deutschland hat den schnellen und unkomplizierten Sex gerade bei den MSM wohl revolutioniert. Das Risiko, sich mit HIV zu infizieren geht bei korrekter Einnahme der PreP gegen Null. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass dieser prophylaktische Schutz gegen HIV-Infektionen zum Kondomverzicht anregen könnte und damit ebenfalls eine Revolution für die Verbreitung anderer STI darstellt; denn die Zahl der im gleichen Zeitraum erworbenen STI steigt.

PreP, Partydrogen und kondomloser Sex

Eine im Vorfeld der CROI 2020 erschienene deutsche Studie geht erstmals seit Einführung der PreP auf konkrete Zahlen hierzulande ein. Darin wurden aus selbstgesammelten rektalen und pharyngealen Anstrichen sowie Urinproben folgende Erreger bestimmt: Chlamydia trachomatis (CT), Mycoplasma genitalium (MG), Neisseria gonorrhea (NG), und Trichomonas vaginalis (TV).

Insgesamt nahmen deutschlandweit 2.303 Männer an der Untersuchung teil, wovon rund 50% HIV-positiv waren. Die mittlere Anzahl an Sexpartnern innerhalb der vergangenen sechs Monate betrug fünf Männer. In 74% der Fälle verzichteten die Teilnehmer während der sexuellen Kontakte auf Kondome, 45% konsumierten Partydrogen. 28% der HIV-negativen MSM nutzten die PreP.

Im Ergebnis zeigte sich, dass nur in etwa einem Drittel der Fälle STI-positive MSM überhaupt symptomatisch waren. 25% der HIV-negativen Männer ohne PreP bekamen die Diagnose "STI". Bei den HIV-negativen MSM mit PreP galt dies hingegen für 40,3%. CT, MG und NG waren die über alle MSM hinweg am häufigsten gefundenen Infektionserreger.

Die "Big 5" der STI-Risikofaktoren bei MSM

Als Hauptrisikofaktoren für mindestens eine gefundene STI bei MSM benannten die StudienautorInnen schließlich:

Fazit

Die STI-Prävalenz bei PreP-Usern unter den MSM scheint deutlich höher zu sein als bei jenen ohne PreP, aber Kondombenutzung. Gleichzeitig verlaufen die Infektionen in der Mehrzahl asymptomatisch, da sie in steigender Zahl extragenital erworben werden.

Um dieser Situation Herr zu werden, ist es aus Sicht der AutorInnen nötig, PreP-Nutzer mit Kondomverzicht noch stärker auf das Infektionsrisiko für andere STI hinzuweisen. Darüber hinaus sollten kostenlose und frei zugängliche Testangebote etabliert werden, um zumindest eine frühe Diagnose und Therapie zu ermöglichen.