Eine klinische Studie konnte zeigen, dass einer von vier Patienten mit Colitis ulcerosa eine deutliche Verbesserung seiner Symptome nach einer fäkalen Transplantation, ohne zusätzliche Steroidtherapie, erlebt hat.
Die Colitis ulcerosa ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung ohne eine kausale Heilung. Die Krankheit kommt durch eine verstärkte und andauernde Immunreaktion zustande, die zu einer Entzündung und Ulzeration des Dickdarms führt. Die Betroffenen leiden unter rektalen Blutungen, abdominellen Schmerzen und Diarrhöen. Zu der Gruppe der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen gehört auch der Morbus Crohn, der im Gegensatz zur Colitis ulcerosa den ganzen Gastrointestinaltrakt befällt.
Die Colitis ulcerosa betrifft weltweit Millionen von Menschen. Das Center for Disease Control and Prevention (CDC) schätzt, dass etwa 238 von 100.000 amerikanischen Erwachsenen betroffen sind.
Obwohl die genauen Ursachen für die Krankheitsentstehung nicht bekannt sind, gibt es Beweise dafür, dass Darmbakterien oder das Mirkobiom des Darmes eine wichtige Rolle in der Pathogenese der Erkrankung spielt.
Bei der fäkalen Stuhltransplantation wird Stuhl, der auch Darmbakterien enthält, von einer gesunden Person gespendet und einem Patienten eingesetzt, der aufgrund einer Imbalance von Darmbakterien bestimmte Symptome zeigt. Das fäkale Material wird untersucht, verarbeitet, vorbereitet und dem Patient via Koloskopie oder Einlauf verabreicht.
Mit der fäkalen Stuhltransplantation erhofft man sich, das Mikrobiom von erkrankten Menschen wieder zu normalisieren. Es besteht ein enormes Interesse, die fäkale Stuhltransplantation bei Patienten mit einer Clostridium difficile-Infektion anzuwenden.
Für die Studie haben Forscher in Australien 81 Patienten rekrutiert, die an einer Colitis ulcerosa erkrankt sind. Die Patienten wurden randomisiert auf zwei unterschiedliche Gruppen aufgeteilt: Therapie mit einer fäkalen Stuhltransplantation oder Placebo. Alle Studienteilnehmer hatten auf die Standardtherapie ohne Biologika nicht angesprochen.
Die Teilnehmer erhielten die erste Behandlung durch ein Koloskop. Nach der ersten Behandlung gaben sich die Patienten eigenständig Einläufe an fünf Tagen pro Woche für einen Zeitraum von insgesamt acht Wochen.
Die Ergebnisse zeigten, dass elf der 41 Patienten (27 Prozent) mit der fäkalen Stuhltransplantation die zwei Hauptziele der Studie erreichen konnten: Sie berichteten über ein Rückgang der Symptome und ihr Verdauungstrakt zeigte Heilung, die in der endoskopischen Untersuchung überprüft wurde. Diese beiden Endpunkte wurden ohne den Einsatz von Steroiden erreicht, merken die Forscher an. Im Gegensatz zeigten nur drei der 40 Patienten (acht Prozent) mit Placebotherapie diese beiden Hauptziele.
Der Leiter der Studie, Dr. Paramsothy, erklärt, warum die Ergebnisse seiner Studie von elementarer Bedeutung sind: “Unsere Studie ist die erste Multicenterstudie, die eine intensivierte Therapie mit fäkalen Stuhltransplantationen – 40 Einläufe über acht Wochen – untersucht hat und zu dem Ergebnis kommt, dass die fäkale Stuhltransplantation eine effektive Therapiemethode bei Patienten mit Colitis ulcerosa ist.”
Des Weiteren merkt er an, dass bisherige Studien aufgrund von geringen Fallzahlen wenig aussagekräftig seien; insgesamt hätten zwei Singlecenterstudien widersprüchliche Aussagen hervorgebracht.
Ein wichtiges Merkmal der aktuellen Studie ist, dass jede transplantierte Stuhlprobe aus dem Material von mindestens drei verschiedenen Spendern besteht. Mit dieser Maßnahme wollte man individuelle Einflussfaktoren ausschalten. Damit kann sichergestellt werden, dass die Effekte der Therapie nicht nur durch individuelle Faktoren eines Spenders verursacht werden.
“Mit der fäkalen Stuhltransplantation versuchen wir die zugrundeliegenden Faktoren der Colitis ulcerosa zu behandeln und nicht nur ihre Symptome, wie es die meisten derzeit verfügbaren Therapien machen”, gibt Dr. Paramsothy bekannt.
Währenddessen werden Expertenstimmen laut, die Bedenken gegenüber der fäkalen Stuhltransplantation und ihren Langzeitfolgen äußern. Es bestünde die Möglichkeit, dass infektiöse Partikel durch den Stuhl übertragen werden oder dass sich Krankheiten durch die Veränderung des Darmmikrobioms entwickelten.