Ein Forschungsteam der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat eine Methode entwickelt, mit der elf Monate vorher festzustellen, ob eine Infusion mit Spenderlymphozyten erfolgreich ist oder nicht.
Wenn bei Leukämie-Erkrankung eine Chemotherapie nicht hilft, bleibt als letzter Ausweg nur eine Stammzelltransplantation, die das Knochenmark zur Bildung neuer, gesunder Blutzellen anregen. Manche Patient:innen erleiden aber einen Rückfall und erhalten dann zusätzlich weiße Blutkörperchen. Diese Spenderlymphozyten können Leukämiezellen erkennen und vernichten. Wie wirksam diese Therapie ist, ließ sich bislang erst Monate später sagen. Jetzt hat ein Forschungsteam um Dr. Christian Schultze-Florey und Professor Dr. Christian Könecke von der Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in Kooperation mit Professor Dr. Immo Prinz vom MHH-Institut für Immunologie eine neue Methode entwickelt.
"In unserer Studie haben wir uns eine ganz bestimmte Untergruppe der Lymphozyten angeschaut, nämlich zytotoxische T-Zellen vom Typ CD8+", sagt Dr. Schultze-Florey. Diese weißen Blutkörperchen haben Strukturen auf ihrer Zelloberfläche, mit denen sie direkt an die Tumorzelle binden und ihren Zelltod auslösen. Drängen die Spenderlymphozyten die Leukämie erfolgreich zurück, lassen sich auch viele gleichgeartete T-Zellen mit den Oberflächenrezeptoren CD8+ nachweisen. Dabei ist entscheidend, dass sie alle zur gleichen Zellfamilie gehören, also von derselben Ursprungszelle abstammen. "Solche Zellklone deuten darauf hin, dass sich die zytotoxischen T-Zellen erfolgreich vermehren, und der Patient auf die Therapie anspricht", betont Dr. Schultze-Florey. Ist die Therapie erfolglos, lassen sich auch keine wachsenden Zellklone nachweisen. "Solche CD8+-Klone sind ein Biomarker, der uns bereits zwei Wochen nach der Behandlung Hinweise gibt, ob die Leukämie zurückkehrt oder nicht." erklärt Professor Könecke. Diese Veränderungen wurden in der Studie bereits elf Monate vor der klinischen Diagnose des Leukämie-Rückfalls festgestellt.
Die CD8+-T-Zell-Rezeptor-Analyse ist nach Ansicht des Forschungsteams ein vielversprechendes Instrument um vorherzusagen, ob die Behandlung mit Spenderlymphozyten erfolgreich ist oder ein Rückfall droht. Gleichzeitig lässt sich durch die frühe Prognose verhindern, dass Patient:innen übertherapiert werden. Denn auch wenn die Gewebemerkmale auf der Oberfläche der Blutzellen von Spender:in und Patient:in übereinstimmen oder sich zumindest sehr stark ähneln, besteht noch immer eine gewisse Gefahr, dass die gespendeten Lymphozyten sich gegen den Organismus des Patient:innen wenden. Das Risiko einer solchen Spender-gegen-Empfänger-Reaktion (Graft-versus-Host-Disease, GvHD) lässt sich nun besser abwägen. Lassen sich eine steigende Anzahl gleicher CD8+-Klone nachweisen, ist eine weitere Gabe von Spenderlymphozyten möglicherweise nicht nötig.